Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von den neueren geologischen Bildungen erwähnen wir nur die Kalktuffe zu beiden Seiten der Jagst, an der Einmündung des Neidenfelser Thales unterhalb des Schlosses Burleswagen. Das Thal erweitert sich an dieser Stelle vorübergehend, was sonst in den Encrinitenbänken, die hier in der Thalsohle anstehen, nicht der Fall zu sein pflegt und was, wie das Auftreten von Kalktuff, daran erinnert, daß man sich hier schon in der Nähe der Anhydritgruppe befindet.

Die Gebirgsschichten des Bezirkes fallen der Richtung des Jagstthales entgegen, süd-südöstlich, dem allgemeinen schwäbischen Gesetze folgend gegen die Alb. Die Neigung des Plateaus des weißen Keupersandsteins gegen Süden ist nur eine sehr schwache. Der höchste Punkt im Norden bei Mariä-Kappel, Ochsengreut, liegt 554 m hoch; in dem Waldtheil Rotheletten, westlich von Breitenbach, auf der Markung Ellenberg, also schon im Oberamt Ellwangen, aber hart an der südlichen Bezirksgrenze, erreicht der weiße Sandstein noch die Höhe von 518 m und etwas westlich im Waldtheil Brand der Markung Jagstzell 516 m.

Das Fallen der Schichten ist aber in der That ein viel stärkeres, als man hienach glauben könnte, wie aus einer Vergleichung der Höhenlage der Schichten im Jagstthale und der angrenzenden Ebene sich ergibt. Muschelkalk und Lettenkohle erheben sich in dem höchsten Punkte des fränkischen Plateaus bei Langenburg auf nahezu 500 m, bei Crailsheim am Sauerbrunnen 411,7 m, am Schleifsee 414,9 m, bei Jagstheim 403 m. Nur 12 m höher (415,9 m) als der letztere Punkt liegt bei Schweighausen schon die untere Grenze des weißen Keupersandsteins, die bei Rudolfsberg 519,7 m hoch liegt. Die Mächtigkeit des weißen Keupers beträgt bei Mariä Kappel (519,7 bei Rudolfsberg bis 554 bei Ochsengreut) nur 35 m; bei Rechenberg vom Einfluß der Roth (440,6 m) bis zum Waldtheil Brand (516,0 m) 76 m; vom Bachbett bei Schweighausen (415,8 m) bis zum Fuß des Hohenbergs auf der Markung Rosenberg (509,8 m) gegen 100 m.

Der weiße Keupersandstein nimmt daher gegen Süden sehr bedeutend an Mächtigkeit zu, und die Schichten des Bezirkes zeigen trotz der schwachen Neigung des Sandsteinplateaus gegen Süden ein nicht unbedeutendes Einfallen in dieser Richtung, was erst, wenn man die schon außerhalb des Bezirkes gelegene Liasplatte und damit einen bestimmteren Horizont erreicht hat, als ihn der Keuper bietet, recht augenfällig wird.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 016. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)