Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

so daß der Ort füglich zu den schönsten im Oberamtsbezirk gezählt werden darf. Die älteren Häuser zeigen oft kräftiges Balkenwerk mit hohen konsolenartigen Traghölzern. Früher lief um das Dorf ein theilweise noch sichtbarer Graben.

Die Pfarrkirche hat im östlichen Theil des Orts eine etwas erhöhte herrliche Lage in einem von zierlichen Steinpfeilern umstellten Gärtchen, rechts an der Straße nach Klein-Gartach, und mag ursprünglich aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts stammen. Sie hat einen starken östlich stehenden Thurm mit schönem gothischem Maßwerkfenster an der Südseite und der Jahreszahl 1562; auch das 1724 (diese Jahreszahl steht über dem Südeingang) erweiterte Schiff, zeigt noch etwas gothische Formen, wird von einem hölzernen Tonnengewölbe überdeckt und enthält mit Ölgemälden geschmückte Emporen, die Darstellungen der Geschichte Christi und der zwölf Apostel. Der oben achteckig werdende und verschieferte Thurm besitzt zwei Glocken, die größere gegossen 1857 von A. Bachert in Kochendorf, die andere 1760 von Ludwig Neubert in Ludwigsburg. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der 1627 angelegte ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb (östlich) des Orts.

Das gut erhaltene, hinter der Kirche gelegene stattliche Pfarrhaus wurde 1775 erbaut, ist mit einem Rococoportal geschmückt und muß von der Gemeinde unterhalten werden. Das ansehnliche, 1837 um 4800 fl. neu erbaute Schulhaus liegt frei und angenehm westlich bei der Kirche; es enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des einen Schulmeisters, während der andere in einem abgesonderten Hause wohnt. Im westlichen Theil des Orts steht an der Hauptstraße das jedenfalls schon 300 Jahre alte, jedoch nicht unansehnliche Rathhaus mit einem Glockenthürmchen auf dem First. Außer diesen Gebäuden besitzt die Gemeinde noch ein Backhaus, eine Kelter mit 5 Bäumen und ein Schafhaus. Als ein hübsches Privathaus ist das des Amtsnotars Schuster von Schwaigern zu nennen.

Mit gutem, theilweise etwas Gips führendem Wasser, das ein laufender und 5 Pumpbrunnen liefern, ist der Ort reichlich versehen; der erstere wird mittelst einer gegen 200 Schritte langen, von Westen hergeführten Wasserleitung gespeist. Auch die Markung ist reich an Quellen, die bedeutendsten sind der Ochsenbrunnen, der Geigersbrunnen, der Fleckenbrunnen und der Hungerbachbrunnen, letzterer eine periodisch fließende Quelle. Im Hardtwald besteht der etwa 1 Morgen große Pelzsee, und in dessen Nähe liegen noch 2 kleinere Seen, die jedoch im Sommer austrocknen. Über die Markung fließen die Lein und der Brühlgraben. Über die Lein sind 4 steinerne und 2 hölzerne Brücken, wie auch 4 Stege angelegt, die sämtlich von der Gemeinde unterhalten werden müssen.

Die Einwohner sind ein kräftiger schön gewachsener

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0421.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)