Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

beisteuerte. Das außen und innen gar freundliche Kirchlein endigt in ein schmäleres und niedrigeres halbachteckiges Chörchen, außen von Trauerweiden lieblich umschattet und innen mit einem Gewölbe, das mit goldenen Sternen auf blauem Grunde besät ist; das Schiff hat einen innen sichtbaren hübsch bemalten Dachstuhl, und an der Nordwand eine alte steinerne Inschrifttafel eingemauert, worauf steht, daß die früher hier gestandene Kapelle im Jahre 1589 um 68 fl. erbaut wurde. Ferner enthält sie ein kleines holzgeschnitztes Krucifix, ebenfalls eine Stiftung der Prinzessin. Erbaut wurde die Kapelle von Architekt C. Beltz in Heilbronn und Werkmeister G. Nolff in Schwaigern. Außen an der Westfront steht: Erbaut 1870; und im zierlichen steinernen Glockenthürmchen, das sich über dem Westgiebel erhebt, hängt eine Glocke, die von dem früheren Stadtschultheißen Benzlen geschenkt wurde. Die Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

2. Das gut unterhaltene 1776 ganz von Stein erbaute Stadtpfarrhaus liegt frei und angenehm gegenüber der Kirche, die Ecke von der Kirch- und Schloßgasse bildend; seine Unterhaltung hat der Staat.

3. Das in neuerer Zeit etwas verschönerte 1769 erbaute Diakonathaus steht hinter der Kirche mit freundlicher Aussicht in den Schloßgarten. Die Unterhaltung hat ebenfalls der Staat.

4. An der Nordseite der Stadt erhebt sich das großartige Schloß der Grafen von Neipperg, ein sehr ausgedehnter aus verschiedenen Flügeln zusammengesetzter Gebäudekomplex. Von dem Kirchplatz aus gelangt man durch den sog. Neubau in den sehr geräumigen schön gehaltenen, z. Th. mit Arkaden umzogenen Schloßhof, um den sich gegen Osten und Norden, im rechten Winkel zusammenstoßend, die beiden höchst ansehnlichen Flügel des Schlosses erheben, während mehr gegen Nordwesten die schöne Schloßkapelle steht, und links im Westen ein 1849/50 erbautes steinernes Gebäude, die frühere Maierei, jetzt oben zu Gastzimmern eingerichtet, den Hof vollends einschließt. Die zuerst genannten gegen die Stadt hin stehenden Gebäude sind in edlem antikem Stil im Jahre 1866 von Baurath Barth in Heilbronn ganz aus Werkstein erbaut, mit Ausnahme des zweiten Stockwerks des Flügels links vom Durchgang, das aus Gußeisen besteht und den langgedehnten Wintergarten enthält. Das eigentliche Schloß stammt aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts; über seinem östlichen Eingang steht die Jahreszahl 1702, die Zeit der Erbauung der Haupttheile des Schlosses.

Die schönsten und ganz unverändert gebliebenen Fronten, in sehr tüchtigem Rococostil gehalten, schauen in den Schloßgarten, der sich im Osten und Norden weit umher ausbreitet. Besonders aber zieht die Blicke auf sich die 1871 eingeweihte, auch von Baurath Barth erbaute Schloßkapelle, an der Nordwestseite des Schlosses

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0406.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)