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Werken der Bildhauerei und Malerei. Beginnen wir mit dem Chore: hier erhebt sich in der Nordostecke das 45′ hohe Sakramenthaus, eines der schönsten und zartesten des spätgothischen Stiles, in ganz feinem Keuperwerkstein ausgeführt von Sporer, dessen Meisterzeichen daran ist, und dem gewiß auch, wie schon ihre Behandlung beweist, die Apostelbrustbilder der Schiffpfeiler zuzuschreiben sind. Über dem Bogen der Kapelle daneben steht:

Anno domini 1520 hat der ersam hans reich zu lob und ere got dys sacrament hus lassen machen, auch dar zu erlangt allen christenmenschen, die das heilig sacrament all durnstag an diser stat eren mit 3 pater noster, 40 tag ablas totlicher sind und 100 tag teglicher sind. bit. g. f. d. s. (got für die seele). Amen.

An dem beschädigten aber immer noch herrlichen Kunstwerke sieht man das Wappen des Stifters, eine Bretzel, das der v. Neipperg und das Meisterzeichen Sporers, und oben, sehr gut gearbeitet, die Statuetten der Anna, Katharina, Barbara und Maria.

Ein etwa gleichzeitiger großartiger Hochaltar steht an der Nordwand und enthält in dem oben mit prächtigem Laubwerk besetzten Schreine die große noch bemalte Holzschnitzerei, den Tod der Maria; und auf den Flügeln die vier klein gehaltenen Darstellungen in halberhabener Arbeit: Mariä Verkündigung, Christi Geburt, Maria und Elisabeth und die Anbetung des Kindes. Die Predella ist leer, dagegen zeigt der sehr hohe, luftige, in drei Baldachinen sich erhebende Aufbau treffliche Holzfiguren: in der Mitte Gott Vater, den dornengekrönten sterbenden Christus haltend, daneben Johannes den Täufer und einen jugendlichen Heiligen mit großem Hut und langen Locken; ganz oben den h. Georg. Der geschlossene Altar zeigt die sehr schönen Gemälde von acht Heiligen: Georg mit Ursula, Katharina mit Remigius, Florian mit Christophorus, Johannes den Evangelisten mit einem Bischof mit Buch. Hinter den Flügeln erscheinen zierlich in Holz geschnitzt eine Heilige und S. Georg. Ferner ist zu erwähnen, in dem alten jetzt mit Holz verkleideten Steinaltar des Chores ein sonderbarer Stein mit kropfigem Kopfe.

Das jetzt im Chore stehende große Krucifix ist von Stuck und von keinem bedeutenden Kunstwerth, dagegen fesselt als ein Werk von hoher ernster und ergreifender Schönheit der überlebensgroße spätgothische Krucifixus, der jetzt vor dem in den Thurm führenden Bogen steht und ursprünglich wohl als Triumphalkreuz im Triumphbogen der Kirche hing; jedenfalls ist das Werk auf die Entfernung und für die Höhe berechnet, dann erscheint auch das geistvolle Haupt nicht mehr zu groß; dieses mit langen schmalen Locken, die großen Augen, schmerzgesenkt, in heiligem Dulden brechend; der Gliederbau ist schlank und zart, das Schamtuch flattert weit hinaus.

Der Taufstein ist auch spätgothisch und mit hübschen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0402.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)