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Holz mit steinernem Unterstock, theilweise auch ganz von Stein erbaut und hübsche im städtischen Stil gehaltene Häuser mengen sich mit ländlichen.

Von öffentlichen Gebäuden nennen wir:

1. Die auf der höchsten Stelle der Stadt gelegene, über vielen Staffeln erhöhte, sehr stattliche Kirche; sie trägt noch die unverkennbaren Spuren von drei bis vier verschiedenen Bauzeiten. Der erste Bau war im Rundbogenstil (romanischen Stil) ausgeführt und endigte mit dem noch erhaltenen, an der Nordseite des jetzigen Chores stehenden Ostthurme. Dieser wird an seinen untern Geschossen von schönen Rundbogenfriesen geziert und unter dem Dach des jetzigen nördlichen Seitenschiffes der Kirche sieht man noch an der Westseite des Thurms die flach ansteigende Dachschräge der alten romanischen im 12. Jahrhundert erbauten Kirche; auch ist die Nordwand des schon genannten Seitenschiffes mit einem Rundbogenfries umkränzt. Es scheint, wie ein Blick auf den Grundriß zeigt, daß die aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche im lateinischen Kreuz gebaut war, mit dem ersten Geschoß des Thurmes als Chor, der sich einst mit hohem Triumphbogen öffnete, und daß der nördlich vor dem Thurm hinaustretende Vorbau der noch erhaltene nördliche Kreuzarm ist; ebenso, daß der nördliche Theil der Westwand der jetzigen Kirche noch ursprünglich ist.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde sodann an der Nordwand der Kirche ein schönes frühgothisches Spitzbogenfenster eingebrochen, und jenes hübsche Sakramenthäuschen an der Ostwand des Chores (Thurmes) angebracht, vielleicht auch damals schon das Dach spitzer gemacht, wie das hohe an der Westseite des Thurmes auch von außen sichtbare steinerne Giebelschutzgesimse, so wie auch die Giebelschräge an der Westfront der Kirche beweisen.

Im Jahre 1474 endlich wurden im spätgothischen Stil Spitzbogenpforten eingesetzt, eine an der Nordseite mit der Jahreszahl darüber, und eine im Westen, an der Stelle des alten Eingangs, der gerade in der Achse der alten Kirche liegt. Ferner wurde auch das hohe scharfprofilirte (erst vor 10 Jahren herausgebrochene) Rippenkreuzgewölbe im Thurm eingesetzt, von dem nur noch die schönen Konsolen erhalten sind. Auf denselben entdeckt man vortrefflich ausgemeißelt das Zeichen des Baumeisters, einen Kelch und einige Marterwerkzeuge, ferner das Neipperg’sche und das Lichtenstein’sche Wappen. Vielleicht wurde auch erst um diese Zeit das alte flache Dach erhöht.

So stand, wenn auch mit verschiedenen Zuthaten, die alte Basilika, bis im Jahre 1514 ein Neubau in gesteigerten Verhältnissen begonnen wurde durch Bernhard Sporer. Wenn wir wieder den Grundriß betrachten, so ergibt sich, daß der Meister mit großer

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0398.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)