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seit dieser Zeit besteht der neue von einer Mauer umgebene etwa 250 Schritte nördlich vom Ort. Unterhalb der Kirche gegen Osten liegt an der Straße das hübsche gelb getünchte zweistockige Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staate zusteht, es wurde 1726, laut der daran angebrachten Inschrift, errichtet. Das 1862 massiv erbaute Schulhaus hat eine gesunde hohe Lage und enthält zwei Lehrzimmer; die an der Schule stehenden Lehrer, ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe, wohnen im alten Schulhause. Das mitten im Ort an der Hauptstraße stehende Rathhaus wurde 1738 erbaut. Überdieß sind vorhanden ein Backhaus, ein Waschhaus, eine Kelter mit zwei Bäumen und ein Schafhaus.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 5 Pumpbrunnen, und die Lein fließt zunächst (südlich) am Ort vorüber. Auch die Markung ist reich an Quellen, namentlich am Dornweg und im Brüchle. Der Dachbach mündet unterhalb des Orts in die Lein. Früher bestanden im Thal gegen Eppingen 3 Seen, von denen 2 in Wiesengrund umgewandelt sind, während der dritte als Weidensatz dient. Über die Lein und den Dachbach führen 4 steinerne und 2 hölzerne Brücken, welche sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten sind. Die meist kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 2 über 80 Jahre zählen, sind sparsam, fleißig und geordnet; ihre Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Weinbau, während die Gewerbe meist den nöthigen örtlichen Bedürfnissen dienen und nur die stark vertretenen Maurer und Weber nach außen arbeiten. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittelmäßigen, indem der vermöglichste Bürger etwa 30 Morgen, die mittlere Klasse 10–15 und die minder bemittelte Klasse 11/2–2 Morgen Grundeigenthum besitzt; 3–4 Personen erhalten gegenwärtig mäßige Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Von den zwei vorhandenen Mühlen hat die am oberen Ortsende einen Mahl- und einen Gerbgang, die am unteren Ende des Dorfs zwei Mahlgänge und einen Gerbgang. Ein Kramladen besteht, Schildwirthschaften sind nicht vorhanden.

Die ziemlich große Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, grenzt gegen Nordwesten an das Großherzogthum Baden und hat eine hügelige, theilweise bergige Lage. Der im allgemeinen mittelfruchtbare Boden besteht auf den Anhöhen, namentlich auf dem Heuchelberg, aus den leichtsandigen Zersetzungen des Keuperwerksteins, an den Abhängen aus Gipsmergeln und an den Ausläufern derselben aus schwerem Thon und Lehm. Auf dem Heuchelberg sind mehrere Werksteinbrüche angelegt, von denen auch theilweise Material nach außen abgesetzt wird; Lehm- und Mergelgruben sind vorhanden. Das Klima ist ziemlich mild und erlaubt noch den Anbau der Rebe, da aber das Thal gerade von Südwest nach Nordost zieht und somit den rauhen Nordostwinden freien

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0354.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)