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Michelbach.


Gemeinde III. Kl. mit 330 Einw., worunter 1 Kath.; Ev. Dorf, Filial von Zaberfeld. 21/2 Stunden westlich von der Oberamtsstadt gelegen.

In dem bei Zaberfeld in das Zaberthal eingehenden Michelbachthal, das sich gegen oben in zwei Thälchen verzweigt, hat der Ort auf einem flachen Ausläufer zwischen den beiden Thälchen, in schöner stiller Waldgegend, eine nicht unfreundliche geschützte Lage. Die meist Wohlhabenheit verrathenden Gebäude, unter denen manches ansehnliche Bauernhaus, lagern sich in mäßigen Entfernungen an den gut unterhaltenen gekandelten Ortsstraßen; unter ihnen befindet sich auch ein ehemaliges, jetzt in ein Privathaus umgewandeltes Sternenfelsisches Schlößchen, über dessen Eingang das Wappen der v. Sternenfels und die Jahrszahl 1709 angebracht sind. Die Thüre mit der Jahreszahl 1711 ist hübsch geschnitzt und mit einem Engelchen verziert; an den vordern Ecken des Hauses springt je ein in Stein gehauener Fratzenkopf vor. Unfern steht ein altes Magazingebäude, jetzt Wohnhaus des früheren Schultheißen Fischer, das zum Schloß gehörte und an dem ein recht gut gearbeitetes Sternenfelsisches Wappen mit der Jahreszahl 1552 zu sehen ist. Am südlichen Ende des Dorfs liegt die 1787 von Württemberg erbaute, kleine Kirche, deren Unterhaltung der Stiftungspflege obliegt. Ihr östlich stehender vierstockiger mit Walmdach bedeckter Thurm stammt noch aus gothischer Zeit, enthält in seinem den Chor vertretenden untersten Geschosse die Anfänger seines früheren Rippengewölbes und ein schön gearbeitetes gothisches Sakramenthäuschen mit der Jahreszahl 1486, dem Sternenfelsischen Wappen, der Statuette des h. Sebastian und einer nicht mehr zu entziffernden Inschrift. Dann befindet sich hier der Grabstein eines Christof von Sternenfels aus dem 16. Jahrhundert, mit dem vortrefflich gearbeiteten St. Wappen geschmückt. Am Schiffe sieht man das Württembergische Wappen und die Jahreszahl 1787. Von den zwei Glocken ist die größere gegossen von Bernhart Lachaman 1511, die kleinere zeigt, auch in gothischen Minuskeln, die Namen der vier Evangelisten.

Der ummauerte Begräbnißplatz wurde 1731 außerhalb (nördlich) des Orts angelegt.

Das in der Mitte des Orts gelegene, 1819 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Das kleine, jedoch nicht unfreundliche einstockige Rathhaus ist 1850 neu erbaut worden. Ein Backhaus und eine Kelter mit zwei Trotten sind vorhanden. Eine Vicinalstraße ist nach Zaberfeld angelegt; an derselben besteht eine steinerne Brücke über den Michelbach. Mit gutem Trinkwasser, das 2 laufende und 4 Pumpbrunnen liefern, ist der Ort hinlänglich versehen, auch die Markung ist reich an Quellen und überdieß fließt der im Hardtbrunnen entspringende Michelbach

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0329.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)