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Die interessantesten Überreste und sprechendsten Beweise von der Ansiedlung der Römer bei Meimsheim sind die zwei an der Kirche befindlichen röm. Denksteine, von denen der eine in der Mauer innerhalb der Sakristei eingemauert ist und nach der darauf angebrachten Inschrift von einem Sohn seinen verstorbenen Eltern gesetzt wurde; der andere, erst im Jahr 1838 von Finanzrath Paulus entdeckte, bildet den südwestlichen Eckstein in der Grundmauer der Kirche und wurde nach der darauf befindlichen Inschrift dem Kaiser Caracalla wegen eines über die Deutschen erfochtenen Siegs in den Jahren zwischen 213 und 217 n. Chr. zu Ehren gesetzt (über beide Inschriften s. den Absch. „Römische Alterthümer“). Ohne Zweifel stand an der Stelle der jetzigen Kirche einst ein römischer Tempel, von dessen Trümmern die Kirche theilweise erbaut wurde und wodurch glücklicher Weise die beiden Inschriften erhalten blieben. Bemerkenswerth ist die Volkssage, daß in dieser Gegend die Heiden eine große Schlacht geschlagen haben, eine Tradition, welche durch die Inschrift des dem Kaiser Caracalla geweihten Denksteins bestätigt wird. Unter der Scheune des Friedrich Holzwarth wurden regelmäßig angelegte Reihengräber mit menschlichen Skeletten und Waffen aufgefunden, die uns nachweisen, daß bei Meimsheim bald nach dem Abzug der Römer die Alemannen sich festsetzten. Auch der auf der Markung vorkommende Gewandsname Schelmenrain deutet auf eine alte Begräbnißstätte.

Auf der südlich vom Ort gelegenen Anhöhe, das Burgstättle genannt, fand man in neuerer Zeit Grundmauern, Ofenreste etc.; hier stand wohl die Burg der Herren von Gemmingen. Nach der Volkssage soll an dieser Stelle schon öfters ein weiß gekleidetes Burgfräulein gesehen worden sein, und unter den Hälden, an der Lauffener Straße beim unteren Wässerungswehr habe sich früher ein Reiter ohne Kopf gezeigt, aber in den bodenlosen Löchern auf den Wiesen sollen Roß und Reiter versunken sein.

Zu der Gemeinde gehören:

Bellevue, hat etwa 20 Minuten südlich von Meimsheim eine hohe freie Lage, von der man eine reizende Aussicht genießt. Der Hof besteht aus einem von Kaufmann Ronden in Bönnigheim 1841 aus einer ehemaligen Kleemeisterei geschmackvoll umgebauten Wohnhaus nebst einigen von dem jetzigen Besitzer, Christian Fröhlich, erbauten Ökonomiegebäuden. Das einige 100 Schritte entfernte Wasch- und Backhaus wurde aus den Überresten eines ehemaligen Jägerhauses hergestellt. Der in der Nähe gestandene z. B. 1634 erwähnte Landthurm ist abgegangen. Zu dem Hof gehört ein 61 Morgen großes Gut (56 Morgen Äcker und 5 Morgen Weinberge), das von dem Besitzer im Dreifeldersystem rationell bewirthschaftet wird.

Die obere Schellenmühle, etwa 6 Minuten unterhalb des Orts an der Zaber gelegen; sie ist eine Mahl- und Kunstmühle

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0324.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)