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über den Mühlbach, außerhalb des Orts eine über den Hausener Bach, eine über die Zaber an der Straße gegen Kirchheim und eine über dieselbe zur Schellenmühle und zur Straße nach Bönnigheim; eine hölzerne Brücke besteht bei der unteren Mühle und überdieß sind auf der Markung noch 7 hölzerne Stege angelegt. Die Unterhaltung der steinernen Brücken hat, mit Ausnahme der zur Schellenmühle führenden, welche der Mühlebesitzer unterhält, die Gemeinde; die hölzernen Brücken und Stege aber werden, außer dem Steg in den Stebachwiesen und dem bei der Burgermühle, von Privaten unterhalten.

Die einst dem heil. Martin geweihte Pfarrkirche hat, wie schon angeführt wurde, außerhalb des Orts eine freie etwas erhöhte Lage innerhalb des ansehnlichen ummauerten Begräbnißplatzes und bildet mit den zwei vor dem Kirchhofeingang stehenden großen Linden eine besondere Zierde der weiten Umgegend; eine dieser Linden hat an der Erdfläche 35′, und 4′ über dem Boden 30′ Umfang, die Höhe beträgt etwa 60′ und die mächtigen, weit ausgereckten Äste ruhen auf starken hölzernen Stützen. Der Baum, wohl gegen 1000 Jahre alt, ist theilweise abgängig und einzelne Äste von ihm sind hohl, dennoch grünt er jedes Jahr frisch und treibt reichliche Blüthen. Um die Linde läuft ringsum eine steinerne Bank, auf der sich Sonntags gerne die fröhliche Jugend singend niederläßt. Neben diesem Nestor der Bäume steht eine etwa 100 Jahre alte Linde, die einst die alte abgegangene ersetzen wird. Beide sind Sommerlinden.

Die Kirche, laut Inschrift (s. u.) 1461 wieder erbaut und eingeweiht ist in schönem spätgothischem Stile gehalten, nur die Mauern der untern Geschosse des Thurmes scheinen älter zu sein; dieser, im Osten des breiten Schiffes stehend, bildet den vorderen Theil des halbachteckig schließenden hohen Chores; gegen oben geht der Thurm ins Achteck über, das von gothisch gefüllten Spitzbogenfenstern durchbrochen wird, und endigt in ein achtseitiges Zeltdach; seine Verhältnisse sind kurz und breit, doch bietet die Kirche namentlich durch den schönen hohen mit Strebepfeilern besetzten und von edel gefüllten Fenstern erhellten Chor ein sehr anmuthiges Bild. Rechts am Südeingange steht: 1455 penich (Pfenich, eine in M. erst ausgestorbene Familie), ohne Zweifel der Name des Baumeisters, und nicht weit davon ist ein Wappenschild mit drei Hirschhörnern (Württemberg) eingemauert. Auf dem Westgiebel sitzt ein gothisches Steinkreuz. Das breite Schiff wird von einem hölzernen Tonnengewölbe, der höhere Chor von einem trefflichen Rippenkreuzgewölbe bedeckt; auf dem einen der zwei Schlußsteine ist das Lamm Gottes, auf dem andern prächtiges Knollenlaub ausgemeißelt. An der Südwand des Chors steht über einer Flachnische:

hoc templum reedificatum et dedicatum anno domini 1461 sub plebano iohanne.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)