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Graf Ludwig von Württemberg der Stadt jährlich auf Sonntag nach Pfingsten als ihren Kirchweihtag, einen Jahrmarkt zu halten (Sattler Gr. 4. Forts. Beil. 58); als derselbe in Abgang gekommen war, erneuerte Herzog Friedrich auf Bitte der Stadt am 21. Febr. 1595 das alte Privileg, verlegte den Markt jedoch auf Dienstag nach dem Dreieinigkeitsfest. Gemäß Urtheils des Hofmeisters, Kanzlers und der Räthe vom 11. Jul. 1556 wurden die Gemeinden Niederhofen und Stethen für nicht schuldig erklärt, zum Bau der Kleingartacher Stadtmauern beizutragen, was die Stadt auf Grund des oben (VII, 3) genannten Befehles vom J. 1483 von ihnen verlangt hatte; es gab übrigens noch im folgenden Jahrhundert lange Verhandlungen hierüber. Mit obigen beiden Orten zusammen hatte Klein-Gartach einen Abgeordneten zum Landtag zu senden.

Durch die verschiedenen Kriege hatte auch dieses Städtchen schwer zu leiden. Im J. 1641 wohnte hier nur ein einziger Mann und hielten sich die wenigen Einwohner, die noch am Leben waren, zu Brackenheim und Güglingen auf; nach dem 30jährigen Kriege hatte der Ort von 117 Bürgern noch 33; von 271 M. Weingarten waren 243, von 700 M. Äcker 423, von 153 M. Wiesen 25 verwüstet, von 150 Gebäuden 45 unbewohnt und 49 zu Grunde gerichtet. Den 4. Juni 1674 plünderten die Lothringer hier.

Der früher hier befindliche schon im J. 1442 genannte See hielt nach dem Landbuch von 1624 in seinem ganzen Begriff mit dem Damm 16 Morgen, allein nur 10 Morgen waren mit Wasser gefüllt, das übrige war sumpfig, zum Theil trocken. Im J. 1626 wurde derselbe von Herzog Johann Friedrich Morgen für Morgen aufschlagsweise an Gartacher Bürger verkauft, worauf die Gemeinden Gartach, Niederhofen und Stethen anstatt der bisher geleisteten Frohnen zu dem See eine jährliche Abgabe von je 3, beziehungsweise 6 fl. an die Kellerei Brackenheim zu liefern sich verpflichteten (St.-A.).

Mitglieder einer adeligen Familie, welche sich nach der Stadt schrieb, sind nur wenige bekannt: Volpert und Billunc, Zeugen in Urkunden Nendants von Böckingen und Konrads von Beutelsbach, etwa aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts (Cod. Hirs. 49b. 67b.); Adelhaid von Gartach im Nekrolog der Abtei Lichtenthal (Schannat Vind. litter. coll. 1, 168).

Im J. 1351 wird ein Pfarrer zu Gartach unter Luneburg und sein Frühmesser aufgeführt (s. ob. VII. 2), und durch Bischof Dietrich I. von Worms wurde die hiesige Kirche, deren Kollatur dem Stift Wimpfen schon früher zustand, den 29. Jun. 1362 diesem Stift inkorporirt. Allein im 15. Jahrhundert war hier nur eine von einem Frühmesser versehene Martinskapelle und im Übrigen waren die Einwohner an die Pfarrei Niederhofen gewiesen. Da gestattete das Stift den 21. Dec. 1460 mit Genehmigung des

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)