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Die lebhaften und betriebsamen Einwohner nähren sich hauptsächlich von Feldbau, Weinbau und von der Viehzucht, während die Gewerbe, mit Ausnahme von 12 auch nach außen arbeitenden Webern, nur den nöthigen örtlichen Bedürfnissen dienen. Es bestehen, außer der schon genannten Ziegelei, 4 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei mit Wirthschaft, 6 Branntweinbrennereien, ein Holzhändler, ein Fruchthändler, ein Kaufmann, ein Krämer und die unterhalb des Orts gelegene Seebachmühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang, einer Ölmühle und einer Hanfreibe.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind mittelgut und im allgemeinen zureichend; der vermöglichste Einwohner besitzt 50 Morgen, der sog. Mittelmann 12 M. und die unbemittelte Klasse 1 M. Grundeigenthum.

Die ausgedehnte, gegen Osten an das Großherzogthum Baden grenzende Markung ist größtentheils bergig, theilweise hügelig und hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der vorherrschend aus den schweren, thonigen Zersetzungen des Gipsmergels, auf dem Rücken des Heuchelbergs aus einem leichten Sandboden (Zersetzung des Keuperwerksteins) und an den flachen Ausläufern der Berghänge aus Lehm besteht. In den Thalebenen haben sich Alluvionen abgelagert, die an einzelnen Stellen sumpfig sind und saures Futter erzeugen. Zwei Keuperwerksteinbrüche, die gute, auch auswärts gesuchte Bau- und Werksteine liefern und 2 Lehmgruben sind vorhanden.

Das Klima ist mild, weil aber das Leinthal sich gerade gegen Nordosten öffnet und der Luftströmung in dieser Richtung besonders zugänglich ist, so kommen zuweilen schädliche Fröste und starke kalte Winde vor; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten; den 14. Juli 1873 war jedoch hier ein sehr verheerender.

Mit großem Fleiß und unter Benützung verbesserter Ackergeräthschaften (Brabanterpflug, Walze, Futterschneidmaschine etc.) wird die Landwirthschaft betrieben und außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt noch Kompost, Gips und Asche in Anwendung. Neben den verschiedenen Getreidearten werden noch gebaut Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen, Zuckerrüben, Cichorie, Hanf und Mohn. Von den Felderzeugnissen können über den eigenen Bedarf etwa 600 Schfl. Dinkel, 50 Schfl. Gerste und 600 Schfl. Weizen jährlich nach außen abgesetzt werden, während von den Brach- und Handelsgewächsen nur ein kleiner Theil zum Verkauf kommt. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein mittelgutes, theilweise saures Futter. Weniger namhaft ist der Weinbau, der übrigens einen guten Wein liefert, dessen Preise sich in den letzten 10 Jahren von 22–70 fl. pr. Eimer bewegten; ein Morgen erträgt in guten Jahrgängen gegen 7 Eimer. Auf dem Morgen pflanzt man 2400 Stöcke meist Elbinge, Silvaner, schwarze

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)