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Geschoß den Chor vertretender 130 Fuß hoher Thurm geht gegen oben ins Achteck über, hat vier gefüllte gothische Schallfenster und endigt in ein hohes achtseitiges Zeltdach. Das Schiff der Kirche zeigt noch zum Theil gothisch gefüllte Fenster und rechts neben dem Südportal ein kleines hübsches Grabmal mit der Inschrift:

Anno domini 1541 ist gestorben hans lang Schulteis.

Derselbe führt einen Bären im Wappen.

Vor der Kirche lag früher ein Grabstein mit einer weiblichen Figur und der Jahreszahl 1420. Das Innere bietet nichts bemerkenswerthes, der Taufstein ist alt und hohl, der Triumphbogen niedrig und halbrund, und mag wohl noch das Überbleibsel der ursprünglichen Kirche sein. Von den drei Glocken sind die beiden größeren gegossen von Johan Philip Magnus in Stugardt. Anno 1760. Die dritte goß Heinrich Kurtz in Stuttgart 1846; auf ihr steht:

Ich rufe nah und fern
Zum Lob des Herrn.

Die Unterhaltung der Kirche, die stark aus dem Städtchen hervorragt und zusammen mit demselben ein anmuthiges Bild gewährt, ruht auf der Gemeinde.

Der von einer Mauer umfriedigte mit vielen Grabmälern geschmückte Begräbnißplatz liegt nahe der Kirche außerhalb an der nordöstlichen Ecke der Stadt; das ebenfalls bei der Kirche stehende Pfarrhaus ist ein schönes zweistockiges Gebäude, dessen Unterhaltung dem Staat obliegt. Über der Thüre steht die Jahreszahl 1792 und im Pfarrgarten ist ein korinthisches Kapitell aus der Renaissancezeit zu sehen. Das 1845 mit einem Aufwand von 16.000 fl. erbaute Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer und eine Reserveschule, die Wohnung des ersten Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath; der zweite Schulmeister wohnt in einem der Gemeinde gehörigen Wohnhaus. Überdieß sind noch vorhanden: eine Kelter mit 3 Bäumen im ehemaligen Kellereikasten, ein Back-, Wasch- und Schafhaus.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 12 Pumpbrunnen; auch die Markung ist reich an Quellen, von denen der am südlichen Fuß der Leinburg gelegene Leinursprung die bedeutendste ist. Überdieß fließt in geringer Entfernung nördlich vom Ort die Lein und südlich am Dorf der Seebach vorüber; letzterer nimmt auf der Markung den Gruppenbach auf. Früher bestanden im Seebachthälchen zwei Seen, der Schweizersee und der untere See, die längst trocken gelegt sind (s. auch unten).

Vicinalstraßen nach Niederhofen und weiter nach Schwaigern, nach Stockheim und nach Eppingen im Großherz. Baden sichern dem Ort den Verkehr mit der Umgegend. Steinerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücken sind 3 über den Seebach und 3 über die Lein vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)