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An der Vereinigung des Seebachs (Mühlbach) mit der Lein liegt auf einem zwischen beiden Gewässern flach hinziehenden Terrainausläufer die kleine, gedrängt gebaute Stadt, auf deren südlicher Seite der Heuchelberg, auf der nördlichen der Leinberg sich erheben und ihre sanften Ausläufer gegen die Stadt senden; hiedurch entstand gleichsam eine Thalweitung, in der die leicht gegen Süden geneigte Stadt eine angenehme nach Norden geschützte Lage gefunden hat. Die ursprüngliche ummauerte Stadt bildet beinahe ein Quadrat und ist mit Ausnahme der etwas breiteren Hauptstraße meist von engen, jedoch ziemlich regelmäßig angelegten Gassen durchzogen. Die Gebäude sind meist alt und minder ansehnlich, jedoch einzelne in interessantem alterthümlichem Stil ausgeführt, wie z. B. das in der Hauptstraße gelegene dreistockige, vielleicht ein altes Herrenhaus der Grafen von Neipperg. Der steinerne Unterstock hat hübsche Eselsrückenfensterchen, die oberen Stockwerke zeigen sehr zierlichen Holzbau noch im gothischen Stil und an einem Eckbalken steht 1513; die wenig zugängliche Ostseite ist noch am besten erhalten und zeigt an ihren mit gothischem Maßwerk geschmückten Balken die Wappen von Neipperg und Kleingartach. – Ein Haus in der Nähe trägt eine steinerne Tafel im Renaissancegeschmack mit folgender Inschrift:

Im 1600 und ersten Jar
Hat M. Bernhart Erhart gar
Und Marg: so im vertraut,
Mit Got das Haus gebaut,
Inen und irem samen
Geb Got ewigs leben. Amen.

Von der ursprünglichen Stadtmauer ist nur noch ein kleiner Theil erhalten, der Stadtgraben aber gänzlich eingefüllt und zu Baum- und Gemüsegärten umgewandelt. Die Stadt hatte 2 Thore, das untere und das obere Thor, letzteres stand an der Westseite, das andere an der Ostseite der Stadt; über den Thoren erhoben sich starke Thürme, von denen der des oberen Thors im vorigen Jahrhundert, der des unteren im Winter 1807 abgebrochen wurde, während die Thore selbst in den zwanziger Jahren abgingen.

Außerhalb der ummauerten Stadt waren bis Ende des vorigen Jahrhunderts nur wenige einzelne Häuser und erst im Lauf dieses Jahrhunderts entstanden an der West- und Südostseite kleine Vorstädte. Die Ziegelhütte in der westlichen Vorstadt war schon 1696 längst vorhanden.

Die mit Weinreben reizend umrankte Pfarrkirche liegt am nordöstlichen Ende der Stadt und ist noch ganz im spätgothischen Stil erhalten, an ihrem im geschweiften Spitzbogen gehaltenen Südportale steht Anno domini 1468. Ihr im Osten stehender, mit seinem ersten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)