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Viehzucht, Weinbau, Obstbau und Gewerben; unter letzteren sind die Schuhmacher am stärksten vertreten, dann die Weber und Schneider, die auch nach außen arbeiten. Auch liegen auf der Markung und bieten mannigfachen Verdienst drei Werksteinbrüche, Eigenthum der Gemeinde, im Gemeindewald Heidelberg, dann eine Lehmgrube, eine Kiesgrube und ein sehr bedeutender Gipsbruch, Eigenthum eines Bürgers in Brackenheim, der den Gips daselbst mahlen läßt. Drei Schildwirthschaften und ein Kramladen bestehen.

Die Vermögensverhältnisse und Mittel zum Auskommen der Einwohner sind im Ganzen gut; der begütertste besitzt 40 Morgen Feld und einen Morgen Wald, der Mittelmann 12–15, die ärmere Klasse 2–3 Morgen Feld. Hiesige Bürger haben auf Brackenheimer Markung etwa 100, auf Meimsheimer 50, auf Hausener 80 und auf Neipperger etwa 6 Morgen. Gemeindeunterstützung beziehen drei Personen. Gegenwärtig zählen 5 Leute 80 Jahre und darüber.

Ein bedeutender, den 24. Okt. 1743 hier geborener Mann ist Jakob Friedrich Rösch, Sohn des hiesigen Adlerwirths, gest. den 8. Januar 1841 in dem seltenen Alter von mehr als 97 Jahren; im J. 1771 als Professor der Mathematik auf der Solitude angestellt, im J. 1794 Erbauer der Roßbühl- oder nach ihm sog. Röschenschanze gegen die Franzosen, in der Folge Lehrer des Erbprinzen sp. Königs Wilhelm in der Artillerie und Kriegsbaukunst, im J. 1799 Ritter des Militärverdienstordens, im J. 1803 zum Oberst befördert, als welcher er aus dem aktiven Staatsdienst austrat. Er war Schriftsteller über Geographie, Geschichte, Baukunst (S. Schwäb. Merkur v. 14. Jan. 1841).

Die im Verhältniß zu der Einwohnerzahl gerade nicht große Markung hat mit Ausnahme der in dieselbe noch eingreifenden Ausläufer des Heuchelbergs und der Gehänge gegen das nicht tief eingefurchte Kiesbachthälchen eine flachwellige Lage und einen fruchtbaren Boden, der, soweit er für den Ackerbau benützt wird, meist aus einem tiefgründigen Lehm besteht, während die aus den unteren Keupergipsmergeln bestehenden Ausläufer des Heuchelbergs mit Vortheil dem Weinbau dienen. Auch die klimatischen Verhältnisse sind günstig und erlauben den Anbau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse; schädliche Frühlingsfröste und Hagelschlag kommen selten vor.

Die Landwirthschaft wird gut und fleißig betrieben; von verbesserten Ackergeräthen sind der Brabanterpflug und die Walze beinahe allgemein eingeführt; auch sind die Düngerstätten zweckmäßig eingerichtet und die Jauche wird sehr sorgfältig gesammelt. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen hauptsächlich Dinkel, Haber, Gerste, ferner sehr viel Futterkräuter (dreiblättrigen Klee und Luzerne), Kartoffeln, Angersen, Hanf und nur sehr wenig Zuckerrüben. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 600 Scheffel

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)