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Gegen den Hof, gegen Süden heraus, sieht man eine Reihe sehr schöner frühgothischer Fenster, etwa aus dem Ende des 13. Jahrhunderts; alle sind mit Rundstäben gesäumt, mit kraftvollem einfach edlem Maßwerk ausgegliedert und erhellen jetzt einen schönen Saal, den sog. Rittersaal; früher war hier die Schloßkapelle. An der entgegengesetzten, der Nordseite des Schlosses, zeigt das oberste Stockwerk noch einige gradgestürzte frühgothische Kleeblattfenster. Das Innere enthält außer dem schon genannten, reich mit Hirsch- und Rehgeweihen u. s. w. geschmückten Rittersaal eine Menge schöner, glänzend eingerichteter Wohnzimmer, von denen man reizende Aussichten genießt, sei es gegen die Ruine Blankenhorn hin in die reichbewaldeten engen malerischen Schluchten des Stromberges hinein oder über das lachende Zabergäu hin bis an die Höhenzüge bei Heilbronn. Aus der Ringmauer erhob sich einst an der Südost- und an der Südwestecke je ein Thurm; von dem an der vorderen Ecke, links vom Eingang, stehen noch die Grundmauern und tragen jetzt ein Häuschen, an dem man eine sonderbare männliche drei Fuß hohe Figur eingemauert sieht; sie ist ganz platt und kindisch ausgemeißelt und stammt vielleicht noch aus der Heidenzeit.

Im südlichen Theile des tiefen sehr felsigen, wegen seiner Großartigkeit wohl sehenswerthen Burggrabens liegen einige Stallungen und Ökonomiegebäude und dabei quillt ein Brunnen. Östlich von der Burg breiten sich schöne mit den üppigsten Bäumen und Gesträuchen bewachsene Anlagen aus, in denen sich im Sommer zahlreiche Nachtigallen aufhalten. Auch liegt hier ein kleiner wohlgepflegter Friedhof mit dem Grabmälchen eines Adolph von Tessin, geb. 1. März 1869, † 12. April 1869. Ein Springbrunnen belebt die an schattigen Rastorten so reichen, lieblichen Anlagen, wie überhaupt das Schloß mit trefflichem Trinkwasser reichlich versehen ist, das in einer schon alten eine halbe Stunde langen Leitung aus dem tief im Stromberg liegenden Pfaffenwalde zugeführt wird.

Zu dem Schloß, das Eigenthum des Freiherrn Otto von Tessin ist, gehören 64 Morgen zerstreut liegender Güter, die mit Ausnahme von 20 Morgen nicht verpachtet sind, darunter 5 M. Weinberge, die besonders gepflegt werden und einen vortrefflichen Wein liefern. Früher bestand das zum Schloß gehörige Gut aus 300 Morgen.

Der Name Magenheim – schon in der ältesten Zeit die gewöhnliche Schreibweise –[1] ist abzuleiten von dem althochdeutschen magan, megin = stark, groß; er ist in Folge von Schenkungen, welche das Kloster Lorsch „in villa Magenheim“ durch sonst nicht näher


  1. Auch Meginheim, Magenhen, Mogenheim und ähnliche unbedeutendere Abweichungen kommen vor. Dagegen findet sich Monheim in Urkunden der älteren und mittleren Zeit nicht, und scheint eine neuere gelehrte Spielerei, veranlaßt durch das Wappen der Familie (zwei Halbmonde s. u.) und verschiedene hiemit in Zusammenhang stehende Sagen der Chronisten (Vrgl. Klunzinger 1, 10, 22 u. 53).
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)