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Martinengos Tode verwaltete seine Wittwe noch einige Jahre lang diese Hälfte mit seinen Schwestern, verkaufte sie aber im J. 1779 für 1400 Dukaten an Joh. Philipp Gaum. Im J. 1800 war L. Grimm wieder für einige Zeit im Besitze des Ganzen. Durch die Cleebronnerin Maria Kummerin (s. Cleebronn) wurde die bekannte Frau von Krüdener darauf hingewiesen, hier eine christliche Colonie in ihrem Sinne zu gründen und bezog den Hof im März 1809 mit ihrem Gefolge, darunter mit seiner ganzen Familie der frühere Pastor zu St. Marie-aux-Mines, Friedrich Fontaine, der in ihrem Namen die Kaufsverhandlungen führte. Die Kummerin verkehrte hier viel, allein K. Friedrich ließ bald den Hof mit Gendarmen umstellen und die Kummerin gefangen nehmen, der Frau von Krüdener aber befahl er in 24 Stunden das Land zu verlassen (Eynard, a. a. O. 1, 188 ff.). Im Jahre 1817 erwarb den Hof der Rath und Amtmann zu Hillsbach Weng, seit dessen Tod hat derselbe seine Besitzer öfters gewechselt, die neuesten seit 1872 sind Jakob und Andreas Lumpp von Ohmenhausen (O.-A. Reutlingen).

d. Magenheim.

Kaum eine Viertelstunde südlich vom Ort erhebt sich auf einem schroffen Ausläufer des Michaelsberges die Burg Magenheim, an der allein zugänglichen Ostseite durch zwei künstliche Gräben geschützt; auf der Südseite zieht sich eine tiefe wildverwachsene felsige Schlucht vom Stromberge herab, von den beiden andern Seiten (Westen und Norden) liegt das Schloß so ziemlich frei und blickt weit in das gesegnete Zabergäu hinein. Von Osten her führt der Weg zuerst über den äußeren, jetzt mit schönen Anlagen belebten Graben, und dann über den 40 Fuß tiefen, aus dem Felsen gebrochenen inneren Graben, über den jetzt eine steinerne Brücke zu dem spitzbogigen, in der alten Ringmauer sich öffnenden Thore führt. Die Ringmauer selbst ist noch die ursprüngliche romanische, aus Buckelsteinen erbaute und läuft, an das ganz gegen Norden gerückte Steinhaus der Burg sich anschließend, an der Südseite im Rechteck umher. In den Hof eingetreten haben wir dieses zur Rechten, ein großes auch ganz aus Buckelsteinen errichtetes Steinhaus, 90 Fuß hoch und oben noch mit 6 Fuß dicken Mauern, die wie schon bemerkt auf drei Seiten ganz frei aus dem Burgfelsen sich erheben. An den Buckelsteinen sind merkwürdige zahlreiche Steinmetzzeichen, bis ins zwölfte Jahrhundert zurückweisend: besonders beachtenswerth darunter ist der kleine Schild mit dem Magenheimschen Wappen, den zwei von einander abgekehrten Halbmonden; auch findet sich der Halbmond allein.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)