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Die hoch auf dem früheren z. Th. noch ummauerten Friedhof im höher gelegenen östlichen Theile des Ortes stehende Kirche muß einst sehr fest gewesen sein; es befindet sich unter ihr noch ein Gefängniß (Carcer), an dessen Eingang (im Westen) zwischen zwei Maskenköpfen das Cleebronner Wappen und 1607 angebracht ist; gegen Westen zeigt sie noch frühgothische Theile, so den hier stehenden oben ins Achteck übergehenden Thurm, der an der Schauseite ein schönes frühgothisches Maßwerksfenster besitzt und innen einst von einem stolzen gegen 40′ hohen Rippenkreuzgewölbe übersprengt wurde, von dem die Anfänge noch erhalten sind. Darunter war wohl früher eine Empore für die Bewohner des Schlosses Magenheim angebracht. Auch die Westwand des Schiffes zeigt noch einige frühgothische Fenster, im Süden führt ein Spitzbogenportal herein. Im Jahre 1480 wird die hier stehende Kapelle zum h. Rafael zur Pfarrkirche erhoben (s. u.). In den Jahren 1602, 1703, wo sie dem Einfallen nahe war, 1764 und 1840 wurde die Kirche erneuert und schließlich der Chor abgerissen. An der Ostwand des Schiffes erhielt sich eine gothische Kleeblattnische; die Decke ist flach gewölbt, im Ostgiebel ein altes steinernes Bußkreuz eingemauert. Von den zwei Glocken auf dem Thurm hat die größere, sehr alte, in lateinischen Majuskeln die Namen der vier Evangelisten, die andern in gothischen Minuskeln:

anno domini 1452 hilf s. lucas. s. marcus. s. mateus. s. iohannes. got. maria.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde (Stiftungspflege). Der an der Straße nach Botenheim gelegene 1605 angelegte Friedhof enthält in seiner Mauer eine Tafel mit Christus am Kreuz, dem Cleebronner Wappen, und der Inschrift:

Sanct Augustin ist der Gottes Acker genand. Anno 1605.

Das östlich bei der Kirche stehende Pfarrhaus ist alt und vom Staat zu unterhalten. Das ziemlich alterthümliche Rathhaus, ganz in der Mitte des Ortes, zeigt unten auf drei Seiten rundbogige Arkaden, deren Schlußsteine mit großen Fratzenmasken besetzt sind; innen im Flur steht auf einer Tafel:

Unter Graf Joseph Philipp von Stadion neu erbaut 1736.

Das 1815 erbaute Schulhaus enthält drei Lehrzimmer und das Zimmer des unständigen Lehrers; die beiden ständigen Lehrer wohnen in zwei besonderen der Gemeinde gehörenden Häusern. Drei Keltern, zusammen mit neun Bäumen, bestehen.

Noch besonders zu erwähnen ist das im obern Theil des Ortes (in Neu-Cleebronn) liegende sog. „Schlößle“, ein altes zerfallendes Gebäude mit steinernem erstem Stock, das jedoch noch manches Schloßartige aufweist. Über seinem Haupteingang steht 1500; an seiner rechten Ecke erhebt sich in einem Thurm eine weite steinerne Schneckentreppe,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)