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Wittwe Anna Sabina, geb. Prinzessin von Holstein-Sonderburg, mit ihren Kindern, und erhielt auch in dem fürstbrüderlichen Vergleich vom 31. Jan. 1650 statt des Schlosses Brenz das hiesige Schloß in der Weise eingeräumt, daß es zu keiner Folge dienen sollte; endlich nahm Herzog Eberhards III. zweite Gemahlin Maria Dorothea Sophia, geb. Gräfin von Oettingen, gemäß einer Verfügung des Herzogs Wilhelm Ludwig vom 3. Sept. 1674 von Schloß, Stadt und Amt Brackenheim Besitz und behielt dieselben als Widerlage ihres Heirathsguts bis zu ihrem Tode im Jahre 1698 (Sachsen-Eisenachsche Deduktion gegen Württemberg 1700 fol. 139 ff.), wenn sie auch wegen des Brandes vom Jahr 1670 das Kirchheimer Schloß als Wittwensitz beziehen mußte. Im Übrigen diente das Schloß vorzugsweise den Obervögten zur Wohnung, ferner im Kriege hohen Offizieren, bei Jagden den regierenden Herzogen zum Aufenthalt (so den Herzogen Eberhard Ludwig 1724 und 1728, Administrator Karl Friedrich 1739, Karl Eugen 1748, 1753, 1769, 1770 und 1774 (Klunzinger 2, 25 u. 26). 1

Aus der Kriegsgeschichte, soweit sie nicht im allgemeinen Theil dargestellt ist, sind folgende Thatsachen hervorzuheben. Den 20. Okt. 1277 siegte Graf Hartmann von (Mark-) Gröningen über das Kriegsvolk K. Rudolfs I. nahe bei Brackenheim, indem er mit geringer Mannschaft die tapfersten Edlen und 20 ihrer Knechte, die wohl gerüstet ihm einen Hinterhalt gelegt hatten, gefangen nahm und sie in die Stadt Markgröningen brachte (Heyd, Gesch. der Grafen von Gröningen S. 82). Während des 30jährigen Krieges (s. Klunzinger 2, 28–38) hatte die Stadt wie das Oberamt überhaupt, besonders durch Einquartierung, Kontributionen und Seuchen viel zu leiden. Den 7. Sept. 1633 wurde die Brackenheimer Compagnie durch einen Ausfall der Besatzung von Villingen sehr geschädigt; vom Febr. bis Juni 1635 befand sich hier Piccolominisches Quartier, wobei 853 Eimer 7 Maas alten Weins und 1515 Eimer 15 Imi 7 Maas neuen Weins aufgingen und Oberstlieutenant Piccolomini selbst 105 Eimer 8 Imi 1 Maas alten und 174 Eimer 6 Imi 4 Maas neuen Weins erhielt. Nach dem vogteilichen Berichte vom 1. Okt. 1652 waren damals von 220 Bürgern noch 99 übrig, von 5641/2 Morgen Weingarten waren 3983/4 wüst, von 1369 Morgen Äckern desgl. 391, von 255 Häusern und Scheuern 35 unbewohnt und 57 ganz zerstört. Ähnliches Ungemach hatte die Stadt in den französischen Kriegen seit Ende des 17. Jahrhunderts. Im Jahre 1688 forderten die Franzosen von ihr 13.000 fl. Kontribution; 1693 erlitt sie großen Verlust an Fahrniß u. dergl. durch Plünderung Seitens der Franzosen, welche 6000 fl. Kontribution forderten, worauf die Herzogin-Wittwe Maria Dorothea Sophia sich ihres Widdums annahm, einen Theil des Geldes aus anderen Orten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)