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7) Das Armenhaus, ebenfalls zu Wohnungen für Arme, die theilweise eine mäßige Hausmiethe bezahlen, eingerichtet.

Außer diesen sind noch vorhanden: 2 öffentliche Backhäuser, ein Waschhaus, eine Stadtkelter mit 5 Bäumen, eine Spitalkelter mit 2 Bäumen, ein Schafhaus u. s. w.

b. Dem Staat gehörige Gebäude:

1. Das Schloß, es enthält im vorderen Flügel das Oberamtsgericht und die Wohnung des Oberamtsrichters, im hinteren Flügel die Gelasse für das Oberamt, die Wohnung des Oberamtmanns und die Wohnungen der Landjäger. (Das Oberamtsgerichts-Gefängniß steht an der nordwestlichen Ecke der Stadt und das Oberamtsgefängniß steht an der Straße in der oberen Vorstadt.) Das Schloß ließ Herzog Christoph an der Stelle des alten in den Jahren 1556 und folgenden durch seinen Baumeister Martin Berwart erbauen, die Kosten beliefen sich auf 23.408 fl.; es bildet gerade die Südwestecke der Stadt und wird auf zwei Seiten (gegen Süden und Westen) durch den sehr breiten und tiefen ausgemauerten Stadtgraben geschützt; hier erhebt sich noch, die Südwestecke der Stadtmauer bezeichnend, ein runder, nicht besonders kräftiger Thurm. Von Süden her führen zwei Brücken über den breiten, jetzt mit Gärtchen geschmückten Stadtgraben, und dem Schloßhofe zu, denn das Schloß bildet ein Hufeisen mit der offenen Seite gegen Mittag; auf dieser Seite sprengt sich ein großartiger steinerner Bogen, der eine Altane und die Jahreszahl 1682 trägt, herüber. Das Schloß ist in schlichtem frühem ansprechendem Renaissancestil zum Theil mit großen Steinkreuzfenstern aus Sandstein erbaut, gegen den Graben hin drei-, gegen die Stadt hin zweistockig. Im Hofe läuft am Nordflügel vom zweiten Geschoß an eine sehr hübsche zweistockige hölzerne Gallerie umher, und von der Stadt her führt durch den Ostflügel ein gewölbter Thorweg herein. Im Westflügel geht vom Hof aus eine sehr schöngearbeitete Schneckentreppe hinauf und ragt als runder Thurm über das Dach hinaus; ein zweites, beinahe freistehendes Treppenthürmchen erhebt sich in der Ecke zwischen dem Ostflügel und dem schon genannten großen steinernen Bogen; dieser samt dem Thürmchen, der hübschen Südfront des Ostflügels und dem freundlichen Garten geben zusammen eine sehr malerische Ansicht. Die inneren Räume bieten wenig Sehenswürdiges außer dem kolossalen Ofen im sogenannten Rittersaal, unten von Gußeisen, oben aus Thonkacheln. Der eiserne Theil zeigt das Württembergische Wappen und F[riedrich] C[arl] H. Z. W. 1681; der obere Theil ist reich und trefflich verziert mit Putten und anderen Figürchen, zeigt zu Pferd die sieben Kurfürsten mit ihren Wappen und den Kaiser mit der Inschrift Leopoldus R. K. 1668, über dem Kaiser steht Ingolstat, woselbst ohne Zweifel der Ofen gefertigt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)