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wurden wahrscheinlich gestiftet von der Herzogin Barbara Sophia (s. u.). Der Altar ist neu in schönem gothischem Stil mit Holzschnitzarbeit, nach dem Entwurfe von C. Beisbarth ausgeführt von Schreinermeister Arzt. Im frühgothischen Triumphbogen hängt ein herrliches, überlebensgroßes Krucifix von schlankem Körper und herbem Gesichtsausdruck, wohl noch aus dem 14. Jahrhundert, und mit langen reichen Locken; das schön gehaltene Schamtuch ist vorne gebunden.

Die hübsche, einst mit gothisch gefüllten Fenstern geschmückte zweistockige Sakristei, mit der Jahreszahl 1509 außen an der Nordostecke, steht nördlich am Thurm, ist netzgewölbt mit zwei Schlußsteinen, auf einem das Brackenheimer Wappen, auf dem andern: Renovirt im Jahr 1863, und enthält einen schön geschnitzten gothischen Schrank mit Laubwerk und Zinnenbekrönung und mit gutem Schmiedeisenbeschläg, sowie viele heilige Gefässe (aus Silber und vergoldet), worunter die bemerkenswerthesten:

Ein trefflich gearbeiteter frühgothischer Abendmahlskelch mit Patena, aus dem 13. Jahrhundert mit der Inschrift:

O Jusef. O Maria.

Dann im Renaissancestil: Stiftungen der Barbara Sophia, Herzogin zu Württemberg, nämlich eine Hostienkapsel, ein Abendmahlskelch und zwei Kannen, alle schön verziert mit den Wappen von Württemberg und Brandenburg und mit B. S. H. Z. W. W. 1631.

Ferner eine reiche, mit prächtigem Blumenkranz umlegte Taufschüssel mit der Taufe Christi und dem Württ. Wappen. Auf der Rückseite steht: In Gott mein Hofnung. Sibylla Gebohrne und Vermälde H. Z. W. Symbolum; außerdem noch weitere Namen der Württemb. Prinzessinnen Antonia und Anna Johanna und die Jahreszahl 1655. Hiezu eine in die Mitte der Schüssel passende, reich mit Blumen geschmückte Taufkanne, und eine ebenfalls sehr hübsche Opferbüchse. (Sibylla war die Tochter Herz. Joh. Friedrichs von W. und Gemahlin Herz. Leop. Friedrichs von Württemberg-Mömpelgart; Antonia u. A. Johanna waren die Töchter Herz. Eberhards III.)

Dann der Malefikantenkelch, und eine schöne gehenkelte Abendmahlskanne, 18″ hoch, mit der Inschrift: Auf den Altar zu Brackenheim Legiert von Herrn Johann Wolfgang Langen, Chirurgo und Burger aldar und dessen Frau Christiana Barbara. 1720. Eine ähnliche vom Jahr 1737.

Eine reiche 11/2′ hohe im Rococostil vom Jahr 1761 mit dem Distichon:

Bibite namque calix his praebet pocla salutis,
Bibite vos omnes, bibite corde pio.

Der mit seinem vierten Geschoß achteckig werdende, und hier von schönen spätgothisch gefüllten Spitzbogenfenstern durchbrochene Thurm

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Brackenheim. H. Lindemann, Stuttgart 1873, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABrackenheim0161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)