Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
17. Sindelfingen. 219


Gemeinde besitzt 52165/8 Morgen Waldungen, die mit Ausnahme einiger jüngeren Nadelholzkulturen mit Laubhölzern bestockt sind. Mehrere Bestände leiden noch an den Folgen früherer allzu großer Wildfuhr und nachlässiger Bewirthschaftung, dagegen sind einzelne Hochwaldbestände musterhaft schön. Ihre gegenwärtige Bewirthschaftung ist gut und einem eigens von der Stadt aufgestellten Förster anvertraut, der die verwahrlosten Plätze täglich mehr in Aufnahme zu bringen sucht. Die Mast wurde 1843 dem Staat um 150 fl. abgekauft.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde keine eigentliche zu nennen, dagegen ist die Rindviehzucht von bedeutender Ausdehnung; sie beschäftigt sich mit einer guten Landrace, welche durch 9 von der Gemeinde gehaltene Farren gezüchtet und verbessert wird. Der Handel mit Vieh ist besonders auf den Viehmärkten im Ort ziemlich namhaft. Etwa 600 Stücke Bastardschafe führt ein Schäfer auf fremde Weide, da die Schafweide auf der Stadtmarkung seit 1842 aufgehoben ist. Die Wolle kommt in der Nachbarschaft und auf dem Kirchheimer Wollenmarkt zum Verkauf. Die Schweinezucht hebt sich neuerer Zeit etwas; es befinden sich gegenwärtig in der Stadt 2 Eber und 10 Mutterschweine, außer diesen werden viel Bayerschweine aufgekauft, gemästet und meist im Ort selbst verbraucht.

Gewerbe. Von den Gewerben steht oben an die Seidenfabrik von Heid und Spring, welche auf etwa 50 Stühlen mit Jacquardmaschinen alle mögliche Seidenfabrikate, hauptsächlich Kleiderstoffe, Schirmzeuge etc. verfertigt und zum großen Nutzen der Gemeinde 40–50 Ortsangehörigen Arbeit und Lohn verschafft. Der Absatz der Fabrikate geht sowohl in das In- als auch in das Ausland. In der Vorstadt steht an der Schwippe die Rößlesmühle und an der östlichen Seite der Stadt liegen am Sommerhofenbach die See- und die Bleich-Mühle; sie haben je 2 Mahlgänge und 1 Gerbgang, welche übrigens nicht selten wegen Mangels an Wasser stille stehen.[1] Eine Ziegelei, die für die Stadt und die nächsten Nachbarorte brennt, befindet sich in der Vorstadt. Schildwirthschaften sind 9 vorhanden, unter diesen 3 mit Bierbrauerei; eine weitere Brauerei besteht neben einer Gassenwirthschaft.

Die Handwerker dienen meist nur dem örtlichen Bedürfnisse, eine Ausnahme machen die Weber, welche zum Theil nach Eßlingen, Plieningen, Hechingen, Mühringen und Carlsruhe ihre


  1. Früher bestand auch eine Windmühle, die 1/8 Stunde nordwestlich der Stadt lag, aber schon vor etwa 50 Jahren abging.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)