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216 Ortsbeschreibung.


Schon im Jahr 1626 hat der berühmte Baumeister Schickhard von Herrenberg zu Sindelfingen Torf stechen lassen (s. Württ. Jahrbücher Jahrg. 1819 S. 285) und zu diesem Ende einen besondern Kalkofen und ein großes Haus erbaut. Aber schon 1630 hörte man mit dem Torfstechen auf und richtete den Platz wieder zu Wiesen her. Erst 1766 wurde eine Deputation abgeordnet, welche das Torflager durch Abbohren aufs Neue untersuchte (s. Württ. Jahrb. 1818 S. 253) und das Ergebniß so günstig fand, daß man noch in demselben Jahre mit Schwenninger Arbeitern den Torfstich auf herrschaftliche Rechnung anfing. Das Unternehmen wollte übrigens bei den damaligen wohlfeilen Holzpreisen nicht rentiren, demungeachtet wurde der Stich fortbetrieben und endlich die Torfgrube mit der Bedingung verpachtet, daß der Torf um einen gewissen Preis in die K. Gärtnereien geliefert werden mußte. Später stellte man den Betrieb der Grube unter die Aufsicht eines eigenen Inspektors und endlich im Jahr 1845 überließ der Staat den 266/8 Morgen großen Stich der Stadtgemeinde Sindelfingen um 17.850 fl. 9 kr. Der Torf, welcher im Durchschnitt 6–10 Schuh mächtig und sehr gut ist (über dessen Bestandtheile s. den allgem. Theil) findet das Tausend zu etwa 1 fl. 36 kr. – 1 fl. 40 kr. in der Umgegend, besonders in Stuttgart, Hohenheim und Böblingen Absatz. Die jährliche Ausbeute betrug früher im Durchschnitt etwa 800.000, gegenwärtig nur noch 400.000 Wasen. Ungefähr 10 Taglöhner und 20–30 Kinder finden auf dem Stich Beschäftigung und Verdienst.

Einwohner und Nahrungsstand.

Die Stadt Sindelfingen hatte nach der neuesten Liste auf den 3. Decbr. 1848 – 4310 Orts-Angehörige, und zwar 2124 männliche und 2186 weibliche. Am 3. Decbr. 1846 betrug die Zahl derselben 4305 (2114 männliche, 2191 weibliche), welche mit Ausnahme von 6 Katholiken sämmtlich dem evangelischen Bekenntnisse angehören. Davon waren damals abwesend 597, dagegen Fremde anwesend 235, mithin belief sich die Zahl der Ortsanwesenden auf 3943. Die Anzahl der Familien war 1846 865, die der Ehen 705. Es kamen daher damals auf 1 Ehe 6,1, auf 1 Familie 5,0 Angehörige.

In dem Jahrzehnd von 1836/46 zählte man im Durchschnitt jährlich 181,2 Geburten, worunter 15,4 uneheliche. Es treffen hienach auf 1000 Einwohner 44,5 Geburten (oder 1 Geburt auf 22,5 Einwohner). Unter 100 Geburten waren 8,5 unehelich, oder die Unehelichen verhalten sich zu den ehelichen wie 1 : 10,8.

Gestorben sind hier jährlich, nach dem erwähnten Durchschnitt


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)