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194 Ortsbeschreibung.


noch aus einem thönernen römischen Teichel spendet und ohne Zweifel die erste Veranlassung zu einer Ansiedelung hier gab. Ferner zieht eine von Sindelfingen herkommende römische Straße zwischen dem Distrikt „zu Bürglingen“ und dem Punkt, wo die römischen Alterthümer sich vorfinden, durch und führt weiter gegen Rutesheim (s. den allg. Theil).

Der frühere Ortsname ist Möchingen, wofür jetzt die Volksaussprache Maichingen schriftmäßig geworden ist.

Kulturgeschichtliches Interesse bietet die Notiz, daß Eberhard, Schultheiß von Maichingen, im Jahre 1405 des Johannes von Würzburg Gedicht, „Herzog Wilhelm von Österreich,“ gedichtet 1314, abschrieb (Hoffmann, Verzeichniß der Handschriften in Wien S. 151).

In Maichingen ist geboren im Jahre 1440 ein in weiteren Kreisen bekannter Arzt, Johann Widmann (oder wie man ihn auch, ins Lateinische übersetzend, hieß: Salicetus) genannt Möchinger. Nachdem er in Pavia und seit 1474 in Ingolstadt (Mederer Annal. Ingolst. 1, 9) die Arzneikunst studirt hatte, erhielt er um 1479 die Berufung als Leibarzt des Markgrafen von Baden, im Jahre 1484 als ordentlicher Lehrer der Arzneikunde an der Universität Tübingen, an welcher er mit großem Beifall lehrte, zugleich auch von Graf Eberhart im Bart zu seinem und seiner Gemahlin Leibarzt bestellt und mit der Aufsicht über die Spitäler und Siechenhäuser des Landes betraut wurde. Im Jahre 1506 kam er als Stadtarzt nach Ulm (Weyermann Neue Nachrichten 610); um 1507 trat er wieder in badische Dienste und starb in Pforzheim am 31. December 1524. Als Schriftsteller machte er sich verdient durch seine Abhandlung von der Lustseuche (1497), von der Pest (1501), vom Wildbad (1513). (Pfaff württemberg. Plutarch. 1, 83.)

Maichingen kommt bereits um 830 vor, zwar nicht in gleichzeitiger Aufzeichnung, indeß versichert schon 1075, October 9., Kaiser Heinrich IV. in einer Urkunde für Kloster Hirschau, Güter ad Mouchingen haben zur ältesten Ausstattung des Klosters Hirschau gehört.

Diese waren ohne Zweifel von den Grafen von Calw geschenkt, zu deren Sprengel Maichingen gehörte. In Maichingen war auch Reichsgut, vielleicht mit dem Tode Gotfrieds Grafen von Calw und Pfalzgrafen bei Rhein († um 1131) heimgefallenes Reichslehen; im Jahre 1183 nennt K. Friederich I. unter den hohenstaufischen Gütern ausdrücklich: alodium in Mechingen (Pertz Mon. 4. 566). Späterhin verlautet nichts mehr von diesem Reichsbesitz, welcher wohl an die Pfalzgrafen von Tübingen überging.


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen194.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)