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13. Maichingen. 193


Fabriken und durch die allgemeine Stockung in den Gewerben, bedeutend gelitten. Aus denselben Gründen hat auch die Handspinnerei, die früher stark betrieben wurde, so nachgelassen, daß sie sich nur noch auf den eigenen Bedarf beschränkt. Im Ort befinden sich 4 Krämer und 3 Schildwirthschaften. Durch denselben führt eine Vicinalstraße von Stuttgart nach Calw; außer dieser gehen noch Straßen nach Sindelfingen, nach Darmsheim und nach Magstadt.

Die Gemeinde besitzt außer den Waldungen noch 2000 fl. Capital und bezieht aus Allmandgütern und Wiesen jährlich etwa 400 fl. Am westlichen Ende der Markung auf der Burg liegt ein Steinbruch, aus dem sogenannte Malmsteine (Muschelkalkdolomit) gewonnen werden, ein anderer, der grobkörnige Keupersandsteine liefert, befindet sich im Gemeindewald. Beide sind Eigenthum der Gemeinde. Zwei Schulstiftungen, die eine mit 60 fl., die andere mit 300 fl., sind vorhanden.

Grundherr ist der Staat, welchem auch der große Zehente, den er von der geistlichen Verwaltung Böblingen und der Stiftungsverwaltung Sindelfingen übernommen hat, bezieht. Der kleine Zehente gehört der Pfarrei.

Das Ortswappen ist ein Reichsapfel.

Eine römische Heerstraße, das sogenannte Rheinsträßle, zieht über den westlichen Theil der Markung, an der sogenannten Burg, vorüber. In der Nähe derselben heißt ein Distrikt, in welchem schon Gräber aufgedeckt wurden, Todtlau (Todtenau); südlich an diesen stoßen die „Kriegäcker.“ Von dem Rheinsträßle geht 1/4 Stunde nördlich von Dagersheim ein römischer Weg ab, der nach Maichingen führt und seinen Zug weiter nach Magstadt hat (s. d.). In der Nähe des Schwippeursprungs wurden menschliche Gerippe und Waffen ausgegraben, ebenso unfern der Kirche. Etwa 1/8 Stunde östlich vom Ort heißt ein Felddistrikt „Schlösser“ und ein daran stoßender „zu Bürglingen,“ südwestlich an letzteren anstoßend wird eine Flur, die übrigens schon auf Sindelfinger Markung liegt, „Hinter Weil“ genannt. Nördlich von dieser und westlich an „zu Bürglingen und Schlösser“ anstoßend, fand man auf einem zwischen dem Seegraben- und dem Sträublesbrunnen-Thälchen hinziehenden Flachrücken, schon öfters Spuren von Grundmauern und behauene Steine. Ein kleine Untersuchung, die der Verfasser hier anstellte, zeigte bald eine Menge römischer Ziegel, Fragmente von Amphoren, Heizröhren (tubuli) etc., die einen ehemals hier gestandenen römischen Wohnplatz außer Zweifel setzen. Nur etwa 50 Schritte von dieser Stelle befindet sich der sehr alt in Stein gefaßte „Sträublesbrunnen,“ der sein ausgezeichnet gutes Wasser


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)