Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
13. Maichingen. 191


und weltlichen Behörden noch die Umschrift hat: „Christian Ludwig Neubert hat mich gegossen in Ludwigsburg anno 1761.“ Auf der mittleren stehen oben die Namen der Ortsbehörden mit der Jahreszahl 1711, am untern Rande aber „Heinrich Ludwig Gossmann gos mich in Magstadt.“ Die kleinste trägt nur die Behördennamen und die Jahreszahl 1694. Die Unterhaltungskosten der Kirche hat die Stiftungspflege, welche ein Capitalvermögen von mehr als 4000 fl. besitzt, zu bestreiten. Der Begräbnißplatz, welcher früher um die Kirche lag, wurde 1838 auf Kosten der Gemeinde an der Ostseite bedeutend erweitert und im westlichen Theile zu einer Baumschule umgewandelt. An der Innenseite der alten Kirchhofmauer ist zunächst der Kirche das in Stein gehauene Bild des Schutzpatrons der Kirche, der heilige Laurentius mit dem Roste, eingemauert. Das in der Nähe der Kirche an der von Sindelfingen herkommenden Landstraße frei und angenehm gelegene Pfarrhaus ist ziemlich alt, jedoch in gutem Stande, da in neuerer Zeit mehrere Verbesserungen an demselben vorgenommen wurden. Westlich der Kirche, ganz in der Nähe derselben, steht das 1841 mit einem Gemeindeaufwand von 8000 fl. neu erbaute, geräumige Schulhaus mit Lehrerwohnung. An der Schule unterrichten ein Schulmeister und ein Unterlehrer. Eine Industrieschule wurde schon 1834 errichtet. Das alte Rathhaus, auf dem ein Thürmchen mit Glocke sitzt, wurde 1846 namhaft verbessert. Ein Gemeindebackhaus besteht schon seit langer Zeit. Der Ort hat einen laufenden und mehrere Ziehbrunnen, welche ihn hinreichend mit gesundem Trinkwasser versehen. Überdieß ist noch eine Wette zum Pferdeschwemmen und auf den Fall der Feuersgefahr angelegt. Die Luft ist gesund, aber wegen der ganz freien Lage etwas rauh, demungeachtet sind schädliche Frühlingsfröste nicht häufig. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten, indem das sogenannte Wetterkreuz nordwestlich vom Ort als Wetterscheide dient. Die Feldmarkung bildet eine sanft wellige Fläche, deren Boden zum größten Theil aus einem tiefgründigen, leichten, etwas kalten Diluviallehm besteht, der in trockenen Jahrgängen besonders ergiebig ist. Nur im östlichen Theile der Markung ist der Boden ein magerer Keupermergel, der, namentlich in heißen Sommern, geringen Ertrag liefert. In den Thalgründen der Schwippe und des Schlitzbrunnens lagert Torf.

Die im Allgemeinen fleißigen und sparsamen Einwohner haben viel Geschick zu mechanischen Arbeiten und Sinn für Religion, der aber häufig in Pietismus übergeht. Ihre Vermögensumstände sind, mit Ausnahme einiger Wohlhabenden, im Durchschnitt mittelmäßig. Feldbau, Viehzucht und von den Gewerben die Weberei,


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)