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12. Magstadt. 189


und Hans Keppler.“ In diesem Hause, das übrigens gegenwärtig als Scheune benützt wird, soll der berühmte Astronom Keppler geboren seyn, was aber nach den neuesten Forschungen unbegründet zu seyn scheint (s. unten).

Eine Römerstraße, von Sindelfingen herkommend, berührt die Ostseite des Orts und führt unter den Benennungen Herdweg (Heerweg), Heuweg (Höhweg) und Reutweg gegen Rutesheim weiter; eine zweite von Maichingen herkommend, zieht durch den Ort selbst und mündet nördlich desselben in die erstere ein (s. den allgemeinen Theil). Südwestlich vom Ort kommt der Flurname Birk (d. i. Bürg) vor, welcher auf eine ehemalige Befestigung hinweist, und in der Nähe dieser Bürg, wo man schon Mauerreste aufgedeckt haben will, soll nach der Volkssage früher der Ort gestanden seyn. Ohne Zweifel hatten die Römer, die hier eine Straße über das Thal führten, zur Deckung des Thalübergangs auf der sogenannten Bürg einen militärischen Wohnplatz angelegt, in dessen Nähe später das gegenwärtige Magstadt gegründet wurde.

Magstadt streitet sich mit Weil der Stadt um die Ehre, Geburtsort des großen Astronomen Keppler zu seyn. Weil der Stadt hat indeß begründetere Ansprüche an diese Auszeichnung (s. Schwäbische Chronik vom 24. Februar 1848).

Wahrscheinlich ursprünglich zur Calwer Grafschaft gehörend, jedenfalls später pfalzgräflich tübingisch gelangte Magstadt im 15. Jahrhundert an Württemberg.

Warmunt de Magstat beschenkte um 1100 das Kloster Hirschau bei Osweil. (Cod. Hirs. 40 ed. Stuttg.) In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebte Cunradus miles de Magistat dictus Lode, Ministerial Rudolfs Grafen von Tübingen, welcher ein Gut bei Sindelfingen veräußerte, wozu der Graf den 1. Sept. 1261 seine Zustimmung ertheilte (Stälin wirt. Geschichte 2, 449). – Die Marschälle von Weil besaßen hier einen Hof; Albrecht Marschall verkaufte einen solchen am 14. April 1376 an Graf Eberhard von Württemberg für 110 Pfund Heller.

Der hiesige Kirchensatz nebst Widdumhof kam den 26. Mai 1392 von Graf Eberhard von Württemberg an das Kloster Bebenhausen, welches im J. 1395 die Kirche incorporirte. Ein Ruralcapitelsverzeichniß des Bisthums Speier aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nennt hier eine Pfarrstelle, Frühmesse und heilige Kreuzcaplanei. (Würdtwein Subsid. 10, 340.) Die Frühmesse, welche durch Magstadter gestiftet worden war, erhielt im Jahre 1403 die bischöflich speierische Bestätigung; im Jahre 1437 wurde ihr die Dotirung der aufgehobenen Pfründen zu den Altären


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)