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188 Ortsbeschreibung.


Rindviehzucht beschäftigt sich mit reiner Landrace, welche durch 5 Farren erhalten wird und ist von namhafter Ausdehnung. Es befinden sich etwa 800 Stücke Vieh im Ort, von denen ziemlich viele auf benachbarten Märkten zum Verkauf kommen. Der Stand der Schweine belauft sich auf ungefähr 250 Stücke, unter diesen befinden sich 13 Mutterschweine und 1 Eber. Von Gewerben sind eine Mühle im Ort, eine gegenwärtig im Bau begriffene Kunstmühle außerhalb desselben und eine Ziegelhütte zu nennen. Die gewöhnlichen Handwerker sind beinahe alle vertreten; sie dienen, mit Ausnahme einiger Baumwollenweber, die für Fabrikanten auswärts arbeiten, nur dem örtlichen Bedürfniß. Etwa 30 Bürger treiben Holzhandel, indem sie auf dem Schwarzwald Holz und Pfähle aufkaufen und in Stuttgart wieder absetzen. Im Ort befinden sich 7 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Brauereien und 2 Kaufleute.

Das Vermögen der Gemeinde besteht außer den schon angegebenen Einnahmen in 16.000 fl. Capitalien, das der Stiftungspflege in 6000 fl. Grundherr ist der Staat, welcher auch die grundherrlichen Abgaben, und den großen und kleinen Zehenten bezieht, letzterer, sowie der Heuzehente von wenigen Morgen gehörte bis zum Jahre 1843 der Pfarrei; diese Rechte sind aber in Folge der Verwandlung der Pfarrbesoldung an den Staat übergegangen; der große Zehenten rührt theils von der ehemaligen geistlichen Verwaltung, theils von der Kellerei Böblingen her. Ein Particularzehente auf 28 M. stund früher der Pfarrei Warmbronn, Oberamts Leonberg zu. Nach dem Lagerbuch von 1653 bezog auch der Ortsheilige einen Particularzehenten, welchen er 1481 gegen eine jährliche Fruchtgilt an das Kloster Bebenhausen abgetreten hat. In Magstadt wurde in früheren Zeiten der Blutzehente erhoben, aber schon im Jahre 1706 nachgelassen. Die Frohnen sind abgelöst und Gülten und Zehenten in der Ablösung begriffen. Eine Bürgerwehr wird gegenwärtig organisirt. Seit 1813 hat die durch den Ort führende Straße von Stuttgart nach Calw aufgehört, Poststraße zu seyn, und die im Ort bestandene Post wurde nach Böblingen verlegt, was nachtheilig auf den Verkehr einwirkte. Indessen wird die ehemalige Poststraße noch häufig benützt und außer ihr gehen Vicinalstraßen nach Sindelfingen, nach Schaffhausen und nach Renningen, die den Ort mit der Umgegend in Verbindung setzen. Auf der Markung befinden sich an der Straße nach Stuttgart ein Keupersandsteinbruch, der Werksteine liefert und in der Richtung gegen den Ihinger Hof ein Muschelkalksteinbruch, aus dem Straßenmaterial gewonnen wird. Zu den Merkwürdigkeiten des Orts gehört ein dem Gasthof zum Rößle gegenüber stehendes Gebäude mit der Inschrift: „1606 ich Hans Hos


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)