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11. Holzgerlingen. 181


gehören. Jede derselben enthält 1 Mahl- und 1 Gerbgang, die übrigens öfters wegen Wassermangel stille stehen.

In Sattlers Topogr. Geschichte wird Seite 324 angeführt, daß man vor 80 Jahren in Mauren kaum die Spitze des Kirchthurms zu Holzgerlingen habe sehen können, jetzt aber erblicke man mehr als die Hälfte von dem hohen Dache dieses Thurmes.

Wie schon im allgemeinen Theil gezeigt wurde, hat eine römische Heerstraße durch den Ort geführt und zwar nach den noch vorhandenen Spuren, gerade an dem Ursprung der Aich vorüber; es läßt sich daher mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß die Römer sich dieser Quelle wegen hier wohnlich niederließen, um so mehr, als der Punkt wegen seiner hohen, dominirenden Lage ihnen für eine Niederlassung ganz geeignet erscheinen mochte. Die Burg Kalteneck mit ihrem künstlich angelegten Wassergraben wird wohl ursprünglich eine römische Verschanzung gewesen seyn, die dann später zu einer Burg benutzt wurde. Das nur 1/4 Stunde nördlich vom Ort auf dem sogenannten Schützenbühl entdeckte, räthselhafte Steinbild (s. den allg. Theil) gibt einen sichern Beweis, daß diese Gegend schon in den frühesten Zeiten bewohnt war. Unweit des Fundorts liegt der „Böbelsberg,“ wo nach der Sage früher Alterthümer gefunden wurden und eine Burg gestanden seyn soll. Etwa 1/2 Stunde westlich von Holzgerlingen heißt ein Ackerdistrikt das „Ritterbuch“ und ein daran stoßender „in den Steinmauren,“ wo die Volkssage ein abgegangenes Schloß wissen will.

Holzgerlingen war Reichsgut, welches wohl mit dem Besitze des Forstes Schönbuch zusammenhing K. Heinrich II. schenkte 1007, November 7., zu dem Bisthum Bamberg, welches er gerade gründete, locum proprietatis suae Holzgerninga in pago Glehuntra in comitatu Hugonis (von Tübingen). Mon. Boic. 28, 379. Vom Reiche kam die Hoheit über Holzgerlingen an die Pfalzgrafen von Tübingen, welche hier noch einzelne Erwerbungen machten; 1369 kaufte Pfalzgraf Conrad Leibeigene in Holzgerlingen von Osterbronn von Rohr, 1370 von Dietrich und Friz von Altdorf.

Vasallen von diesen Tübinger Pfalzgrafen und deren Rechtsnachfolgern, den Grafen von Württemberg, waren die Herren und Vögte von Holzgerlingen, welche mit den Herren von Gerlingen (Oberamts Leonberg) stammverwandt waren, und ein und dasselbe Wappen (zwei Halbmonde) führten, wie solches auch die Herren von Altdorf und Breitenstein hatten. In dieser Familie blühten im Jahre 1283 und folg. Albert und Werner (Gerbert Hist. nigr. silv. 3, 206), im Jahre 1289 und folg. Heinrich. Später vorkommende Namen sind: Dieterich, Reinhard, Conrad, Hans, Fritz, Georg; ein Georg von Holzgerlingen erscheint noch 1466. Von diesen Herren


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen181.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)