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10. Ehningen. 173


der Veränderung wurde eine neue Kanzel, vier neue Stände für die Gemeinde und einer für die adelige Familie, ein Altar mit einem elfenbeinernen Crucifix angeschafft und das Ganze reinlich weiß getüncht, so daß das zur Kirche umgeschaffene Chor jetzt einen recht freundlichen und würdigen Eindruck macht. Ebenso wurde auf dem, aus 4 massiven Stockwerken bestehenden viereckigen Thurme das alte Glockenhaus abgebrochen und ein neues mit flachem Zeltdach, aus dem ein schlankes, sich zuspitzendes Thürmchen emporwächst, aufgebaut. Auf dem Thurme hängt eine Glocke mit der Umschrift: „Christian Ludwig Neubert in Ludwigsburg gos mich anno 1771.“ Der 1/8 Morgen große, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz stößt nördlich an die Kirche. Im Jahre 1826 brachte der frühere Besitzer des Schloßguts (Oheim des gegenwärtigen) Banquier von König aus Amsterdam, die Kirche nebst Begräbnißplatz und Meßnerhaus, vom Staate um 1000 fl. käuflich an sich, wobei ihm zugleich die Verbindlichkeit, die Kirche zu unterhalten, auferlegt wurde. Früher wurde der Schulunterricht durch einen Provisor von Ehningen im Ort selbst gehalten, gegenwärtig aber gehen die Kinder in die Schule nach Ehningen. Eine Schulstiftung von 300 fl. besteht, von der die jährlichen Zinsen dem Schulmeister gereicht werden. In unbedeutender Entfernung westlich von Mauren liegt die zum Schloßgut gehörige Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang. Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, überdieß fließt in ganz geringer Entfernung die Würm und südlich vom Ort liegt ein 24/8 Morgen großer See mit einer kleinen Insel, dessen Ufer mit kräftigem Schilfrohr dicht bewachsen sind. Die Luft ist wegen den nahen Waldungen gesund, jedoch weil das Thal gerade gegen Westen zieht, etwas feucht und kalt, daher Obst nicht gerne gedeiht, indem es häufig durch Frühlingsfröste leidet. Die ziemlich eben gelegenen Güter sind durch die angrenzenden Waldungen geschützt und haben im Allgemeinen einen thonigen, etwas starken aber fruchtbaren Boden. Sie sind gegenwärtig an einen Beständer um jährlich 2700 fl. verpachtet, der sie im Dreifeldersystem rationell bewirthschaftet; es werden die gewöhnlichen Cerealien und unter diesen besonders Dinkel, Hafer, Gerste und Roggen gebaut. Der Morgen liefert bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 31/2 Simri Gerste, 3 Simri Roggen, im Durchschnitt 8–10 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer, 5 Scheffel Gerste und 3 Scheffel Roggen. In der zu 2/3 angebauten Brache baut man Kartoffeln, Futterkräuter, Erbsen und Angersen; von Handelsgewächsen wird Reps, Hanf und in neuerer Zeit mit gutem Erfolg Hopfen gepflanzt. Die Wiesen sind mittelmäßig und liefern durchschnittlich


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)