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170 Ortsbeschreibung.


genannten Brolls, dessen Mannsstamm schon im Jahre 1639 mit Johann Broll ausstarb, war an Joh. Leonhard von Breitschwert († 1636) verheirathet; durch diese Ehe gelangte das obere Schloß von der Brastbergerisch-Brollischen Familie an die Breitschwertische und zwar zunächst an Felix Wilhelm von Breitschwert († 1680 als württembergischer Oberrath), Sohn der ebengenannten Eltern. In dieser Breitschwertischen Familie vererbte sich das Lehengut, welchem nun eine Umwandlung in Folge der Grundrechte bevorsteht, immer in gerader Linie im Mannsstamm. Der gegenwärtige Besitzer ist Freiherr Wilhelm Gustav von Breitschwert, Director des königl. Gerichtshofs für den Schwarzwaldkreis.

Das obere Schloß, soweit es derzeit als Wohnhaus besteht, ist von dem Großvater des dermaligen Besitzers, Felix Wilhelm von Breitschwert, auf den uralten, fünf Fuß dicken Grundmauern um die Mitte des 18. Jahrhunderts neu aufgebaut worden, jedoch viel beschränkter als das ältere Schloß war, indem das gegen Gärtringen hin gelegene sogenannte Sommerhaus, von welchem die untern Fensteröffnungen noch jetzt stehen, nicht wieder hergestellt wurde. Die Zugbrücke ist ebenfalls im Laufe des vorigen Jahrhunderts verschwunden und durch eine stehende Brücke über den fast ganz ausgefüllten Wassergraben ersetzt.

Das untere Schloßgut, welches nach Obigem an die Carthause Güterstein gekommen war, gelangte nach der Reformation an die herzogliche Kammerschreiberei. Vorübergehend besaß diese „untere Burg“ der oben genannte Franz Kurz; er verkaufte sie gegen den Schluß der 1560ger Jahre an Philipp Schenk von Winterstetten, welcher Verkauf jedoch wegen der Schuldenlast des Käufers rückgängig gemacht wurde. Hierauf zog die Herrschaft Württemberg dieses Gut wieder zu ihren Händen. (Stuttgarter Staatsarchiv.) Im Jahre 1580, September 19., verlieh es Herzog Ludwig seinem geheimen Secretair, Dr. Melchior Jäger von Gärtringen, welcher es 1605, December 6., wieder an Herzog Friedrich von Württemberg für 8500 fl. verkaufte (Scheffer 135). Friederichs Sohn, Herzog Johann Friederich, durch welchen dieses Gut 1615 an Joachim von Trauschwitz, fürstlich württembergischen Haushofmeister und Obervogt zu Besigheim, veräußert, aber schon 1624, Dec. 25., um 11.000 fl. wieder rückgekauft worden war (Scheffer 140, 146. Breyer Elem. 93), ließ das alte Gebäude abbrechen und durch den berühmten Baumeister Heinrich Schickard 1627–28 ein neues aufführen, das er seiner Schwester, der Prinzessin Anna, als Apanagensatz anwies (Gemmingen Schickards Lebensbeschr. 17, 18, 34). Als nach der unglücklichen Nördlinger Schlacht (1634) Württemberg von den österreichischen Heeren verwüstet wurde, verließ


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)