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166 Ortsbeschreibung.


11–12 Scheffel pr. Morgen; der Ertrag des Hafers wird zu 5 bis 6 Scheffel angegeben. Die Brache wird mit Kartoffeln, Kraut, Bodenkohlraben, Hanf und Futterkräutern eingepflanzt; bedeutend und nothwendig für den namhaften Viehstand ist der Kleebau. Die Feldprodukte, namentlich Dinkel und Hafer werden häufig nach Außen verkauft. Der höchste Ackerpreis ist 500 fl., der mittlere 250 fl. und der geringste 50 fl. pr. Morgen. Die zweimähdigen Wiesen, von denen ein großer Theil bewässert werden kann, sind ergiebig und liefern vortreffliches Futter, welches beinahe alles im Ort selbst verbraucht wird. Von geringem Belang ist die Obstzucht, der die häufigen Frühlingsfröste und der scharfe Thalzug hemmend entgegentreten und welche sich deßhalb hauptsächlich nur auf das Pflanzen der Bäume an den Hauptstraßen beschränkt. An einem südlich gelegenen Bergabhange „Wingertsberg“ wurde früher auf 17 Morgen Weinbau betrieben, welcher 1771 aufgegeben wurde. Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die des Rindviehs ausgezeichnet und von namhafter Ausdehnung. Eine gute Landrace mit Simmenthaler Kreuzung wird gezüchtet und mit Vieh, besonders mit gemästetem, ein bedeutender Handel getrieben. Die Schweinezucht beschäftigt sich mit Landschweinen, die häufig gemästet werden und theilweise zum Verkauf kommen. Hinsichtlich der Gewerbe ist nichts zu erwähnen, da diese nur dem örtlichen Bedürfnisse dienen; eine Ziegelhütte liegt südwestlich vom Ort an der Landstraße nach Herrenberg. Es bestehen 5 Schildwirthschaften, worunter 4 mit Bierbrauerei. Außer der vielen Verkehr bringenden Böblinger–Herrenberger Landstraße, die durch den Ort führt, gehen noch Vicinalstraßen nach Aidlingen und Mauren. Der Ort hat jährlich 2 Märkte, an denen besonders lebhaft mit Vieh gehandelt wird; auch besteht seit 1842 eine Privatleihkasse. Früher muß ein Bad hier bestanden haben, indem mehrere Bürger noch vor einigen Jahren von ihren Häusern Badstubenzins bezahlten.

Die Gemeinde besitzt gegen 900 Morgen meist mit Laubholz gut bestockte Waldungen, deren jährlicher Ertrag durchschnittlich 200 Klafter und 10.000 Stück Wellen beträgt; hievon erhält jeder Ortsbürger 1/2 Klafter und 25 Stück Wellen, der Rest wird für 6–800 fl. verkauft. Außer diesen Einkünften fließen jährlich der Gemeindekasse noch 1200 fl. Pacht aus Gemeindegütern zu, dagegen wird gegenwärtig das Capitalvermögen um einige 1000 fl. Passiva überschritten, welche hauptsächlich von dem kostspieligen Rathhausbau herrühren. Bedeutende zunächst des Orts gelegene Muschelkalksteinbrüche, aus denen Straßenmaterial und Kalk zum Brennen gewonnen wird, ferner südöstlich vom Ort gelegene Keuperwerksteinbrüche


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)