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158 Ortsbeschreibung.


auf dem Plateau besonders in der Richtung gegen Maichingen und Sindelfingen aus einem tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehm, in den meist zu Wieswachs benützten Thälern wird er schwerer und an den Abhängen geht entweder der hier anstehende Muschelkalk zu Tage, oder ist derselbe nur mit einer unbedeutenden Humusrinde bedeckt.

Der Zustand der Landwirthschaft ist ziemlich gut, ausgemauerte Dungstätten werden immer häufiger und die Jauche dient neben dem gewöhnlichen Dünger als Bodenbesserungsmittel; der Gyps wird bei Futterkräutern angewendet. Im Dreifeldersystem baut man Dinkel, Hafer, Gerste, Einkorn und nur wenig Roggen. Auf einem Morgen werden 7–8 Simri Dinkel ausgesäet und 4–12 Scheffel eingeheimst, was einen Maßstab für die große Verschiedenheit der Felder abgibt. An Hafer ist die Aussaat 4 Simri, an Gerste 4 Simri, an Einkorn 6 Simri und an Roggen 4 Simri; der Ertrag wird durchschnittlich zu 5–6 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Gerste, 6–7 Scheffel Einkorn und 4 Scheffel Roggen per Morgen angegeben. Nach Calw und Weil der Stadt wird ziemlich viel Dinkel zum Verkauf gebracht. Die Erzeugnisse der zu 2/3 angebauten Brache sind Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Rüben, Futterkräuter besonders aber viel Hanf, der hier sehr gut geräth und allgemein gesucht ist. Er wird nicht allein in der Brache, sondern auch in besondern Hanfländern gezogen und theils roh, theils im Ort versponnen und verwoben, zum Verkauf gebracht. Die Preise eines Morgen Ackers bewegen sich von 60–300 fl. Die Wiesen, welche mittelst eines von Darmsheim bis unterhalb Döffingen angelegten Kanals meist bewässert werden können, sind zweimähdig und sehr ergiebig. Der Morgen kostet 400–600 fl. Die Obstzucht ist unbedeutend und hebt sich langsam; erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden Baumwiesen und Baumäcker angelegt und in neuerer Zeit werden Wege, zuweilen auch Güter mit Bäumen besetzt, besonders seit die jungen Stämme aus der vor 15 Jahren angelegten Baumschule benützt werden können. Man zieht nur gewöhnliche Mostsorten, namentlich eine Art Luiken und von Steinobst etwas Zwetschgen und Kirschen. Einer besondern Erwähnung würdig sind die Verdienste des dermaligen Pfarrers Zeller, der mit unverdrossenem Eifer die Jugend zur Obstbaumzucht auf eine zweckentsprechende Weise anleitet, indem er im Jahr 1842 an dem sogenannten Kreuzberge unter seiner und eines weitern obstzuchtverständigen Mannes Leitung jeden Schulknaben einen jungen Obstbaum pflanzen ließ und jedes Jahr für die in die Schule eintretenden Knaben Obstbäume setzt. Durch dieses nachahmungswürdige Beispiel wird nicht nur die Jugend,


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen158.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)