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146 Ortsbeschreibung.


Letztere kleiden sich nach französischer Mode, meist etwas buntfarbig. Seit etwa 10 Jahren haben die Volksbelustigungen so abgenommen, daß sie gegenwärtig beinahe ganz verschwunden sind. Im Allgemeinen findet man bei den Ortsangehörigen Heiterkeit im Umgang, Dienstfertigkeit und ein städtisches Benehmen, überhaupt theilen sie die Sitte aller jener Orte, in welchen adelige Herrschaften sich befinden. Sie sind mit wenigen Ausnahmen unbemittelt und ernähren sich meist vom Feldbau; einige handeln mit Holz, das sie in dem 5 bis 6 Stunden entlegenen Schwarzwalde aufkaufen und in Stuttgart wieder absetzen. Die Landwirtschaft ist gerade nicht im besten Zustande, was mitunter von der meist unebenen Lage der sehr klein vertheilten Felder, von dem steinigen, zum Theil schlechten Muschelkalkboden und von dem Mangel an Dünger herrührt. In nassen Jahrgängen gedeihen die Feldfrüchte am besten. Als Besserungsmittel des Bodens werden neben dem gewöhnlichen Dünger die Jauche, Gyps, Asche und Salzasche angewandt. Seit etlichen Jahren findet auch der Suppinger Pflug einigen Eingang. Ein großes Gut besitzt die Grundherrschaft, das jedoch nicht in einem Stück zusammenhängt, sondern auf der Markung vertheilt ist. Im System der Dreifelderwirthschaft baut man hauptsächlich rothen Dinkel, welcher zur Aussaat auswärts sehr gesucht ist, dann Hafer, Gerste, weniger Roggen, etwas Weizen und Einkorn. Das Getreide wird auf den Schrannen in Weil der Stadt und Calw abgesetzt. Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 8 Simri, an Hafer 4 Simri, an Gerste 21/2 Simri, an Roggen 2 Simri, an Weizen 3 Simri und an Einkorn 4 Simri. Der durchschnittliche Ertrag wird per Morgen zu 8 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Hafer, 3–4 Scheffel Gerste, 11/2–2 Scheffel Roggen, 11/2 Scheffel Weizen und 6–7 Scheffel Einkorn angegeben. Mehr als die Hälfte der Brache wird mit Kartoffeln, Reps, Runkelrüben, weißen Rüben, Erbsen, Linsen und Futterkräutern eingebaut. Hopfen zieht man mit ziemlich gutem Erfolg. Aus den Ackerpreisen, die sich für einen Morgen von der geringsten Beschaffenheit auf 20 fl., von mittlerer auf 200 fl. und von der besten auf 500 fl. stellen, läßt sich die große Verschiedenheit der Felder ermessen. Die ergiebigen Wiesen, welche größtentheils bewässert werden können, sind zweimähdig; zuweilen dreimähdig und liefern vorzügliches Futter, von dem viel auswärts verkauft wird. Der geringste Preis einer Wiese ist per Morgen 400 fl., der mittlere 700 fl. und der höchste 1000 fl. Wegen des rauhen Klimas geräth das Obst nicht gerne, die Bäume leiden häufig durch Frühlingsfröste und erfrieren zuweilen in kalten Wintern. Die Obstzucht ist daher unbedeutend und beschränkt sich meist auf


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen146.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)