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6. Darmsheim. 141


gelangt. Im zweiten Stockwerk befindet sich 25 Fuß über der Erdfläche der ursprüngliche spitzbogige Eingang und im dritten, wo die Glocken hängen, sind rundbogige, etwas gedrückte Fenster (Schalllöcher) angebracht, die ohne Zweifel erst später eingebrochen wurden, da sie mit dem Baustyl des alten Thurms nicht übereinstimmen. Von den drei Glocken hat die größte die Umschrift: „in. sant. Lux. und. sant. Marx. und. sant. Johannes. und. in. sant. Mateus. gos. mich Pantlion. Sydler. zuo. Esslingen. im 1510 Jar. amen.“ Auf der mittleren steht: „Lucas. Marcus. Johannes. Mateus. Pantlion Sidler von Esslingen gos mich do man zahlt 1485.“ Die kleinste trägt die Inschrift: anno 1609 gos mich Georg Lehner in Stuttgart.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege. Der neue Begräbnißplatz wurde 1839 außerhalb des Orts angelegt, der frühere um die Kirche gelegene, dient gegenwärtig zum größten Theil als Baumschule. Etwa 100 Schritte nordöstlich von der Kirche liegt an der Hauptstraße das 1703 neu erbaute und 1836 namhaft verbesserte Pfarrhaus, welches gemeinschaftliches Eigenthum des Staats und der Universität Tübingen ist. Das in der Nähe der Kirche gelegene Schulhaus mit Lehrerwohnung, dessen Bau und Unterhaltung dem Heiligen zusteht, wurde 1839 bedeutend erweitert und verbessert. An der Schule unterrichten 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe. Eine Industrieschule, die aber nur den Winter über besucht wird, ist vorhanden. Das ansehnliche, sehr freundliche Rathhaus mit Thürmchen und Balkon, an der Hauptstraße, gegenüber dem Pfarrhaus auf einem freien Platz gelegen, wurde 1843 neu erbaut. Ein Gemeindebackhaus besteht schon seit langer Zeit. Gesundes Trinkwasser, das in ganz trockenen Sommern und in kalten Wintern etwas spärlich fließt, ist vorhanden. Die Luft ist rein und trocken, aber etwas scharf; Frühlingsfröste sind nicht selten, auch ist die Ernte um 8 Tage gegen das Unterland zurück. Von Hagelschlag wird die Gegend selten heimgesucht. Die Einwohner sind gesunde, kräftige Leute, höflich, fleißig, ordnungsliebend, haben viel häuslichen Sinn und Religiosität, ihre Vermögensumstände sind im Allgemeinen befriedigend, ihre Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Die Feldgüter, welche im üblichen Dreifeldersystem nach alter Erfahrung recht gut bewirthschaftet werden, haben, mit Ausnahme der Abhänge gegen das Schwippethal und dessen Seitenthäler, eine flachwellige Lage und einen fruchtbaren zum Theil tiefgründigen Lehmboden, der gegen die Abhänge hin und an den Abhängen selbst, viel Kalkerde enthält, da der Muschelkalk hier in ganz geringer Tiefe ansteht, während auf dem Plateau die Mergel- und Sandsteine der Lettenkohlengruppe


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen141.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)