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5. Dagersheim. 139


selbstständige Brauerei im Ort. Ein Viehhändler handelt mit Mastochsen und Schafen nach Frankreich. Durch den Ort führt außer der schon oben angeführten Stuttgart–Calwer Landstraße auch noch eine Vicinalstraße von Sindelfingen nach Aidlingen.

Das Vermögen der Gemeinde besteht neben den Einnahmen aus den Waldungen und aus 30 Morgen Gemeindewiesen, die jährlich um 300–500 fl. verliehen werden, in 7000 fl. Capitalien. Der durch Schul- und Kirchenbauten geschwächte Heilige besitzt derzeit nur 1500 fl. Vermögen.

Grundherr ist der Staat, welcher den großen Zehenten theilweise Namens der Universität Tübingen bezieht. Der kleine Zehente kam an denselben bei Gelegenheit der Verwandlung der ungeeigneten Einkommenstheile der Pfarrei. Der Heuzehente ist abgelöst; neben dem Staate stehen der hiesigen Stiftungspflege noch einige grundherrliche Gefälle zu.

Der Name des Orts kommt ohne Zweifel von dem altdeutschen Mannsnamen Dagram her.

Ursprünglich zur Grafschaft Calw gehörend kam Dagersheim im dreizehnten Jahrhundert an die Pfalzgrafen von Tübingen. Im Jahr 1303, als Gotfried Graf von Tübingen dem Kloster Herrenalb das Dorf Gechingen verkaufte, worauf seine Gemahlin Elisabeth bewidemt gewesen, verschrieb er ihr dagegen Dagersheim und Darmsheim; 1334 Febr. 23. erhielt bei der Theilung zwischen den Grafen Conrad und Rudolph von Tübingen der erstere die Leute zu Dagersheim und Darmsheim. Böblingens (s. daselbst) Schicksale theilend, kam Dagersheim mit diesem an Württemberg.

Die erstmalige Nennung des Ortes steht im Hirschauer Codex, worin eine um 1120 geschriebene Urkunde ausgezogen wird, wonach Liutprand von Hausen drei Huben in Dagersheim an Kloster Hirschau vergabte (S. 53 ed. Stuttg.).

Der älteste bekannte Pfarrer in Dagersheim ist Waltherus plebanus de Dagersheim, im Jahr 1252 in Böblingen Zeuge Graf Wilhelms von Tübingen für das ebengenannte Kloster Reichenbach (Kuen Coll. 2, 71). Der Kirchensatz war im dreizehnten Jahrhundert pfalzgräflich tübingisch; im Jahr 1304 Juli 8. veräußerte Graf Gotfried von Tübingen ihn nebst einem Hof und drei Jaucherten Felds für 124 Pfund Heller an die Ritter Conrad, Eberhard und Berthold, Söhne Eberhards von Mönsheim; von den Herren von Mönsheim erkaufte solchen im Jahr 1339 Nov. 29. Walther von Urbach, welcher ihn schon im Jahr 1342 Sept. 12. an Stift Sindelfingen veräußerte.

Mit diesem Stift, welchem im Jahr 1350 die Kirche einverleibt worden war, kam diese im Jahr 1484 an die Universität


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen139.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)