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138 Ortsbeschreibung.


Besserungsmittel des Bodens werden außer dem gewöhnlichen Dünger, Jauche und Gyps angewendet. Im üblichen Dreifeldersystem baut man besonders Dinkel, Hafer, Gerste, weniger Roggen und Weizen. Auf den Morgen werden an Dinkel 7–8 Simri, an Hafer 4 Simri und an Gerste 3 Simri ausgesät und im Durchschnitt 10 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer und 4–5 Scheffel Gerste per Morgen eingeerntet. Der auswärtige Verkauf an Früchten wird zu 2000 Scheffel jährlich angegeben. In der Brache, die ungefähr zur Hälfte angebaut wird, zieht man Kartoffeln, Kraut, Futterkräuter, wenig Flachs und ziemlich viel Hanf. Letzterer wird im Ort versponnen und zu Tuch gewoben, welches theilweise nach Außen zum Verkauf kommt. Von Handelsgewächsen baut man außer dem Hanf noch Reps und Leindotter. Der niedrigste Preis eines Morgens Acker ist 100 fl., der mittlere 200 fl. und der höchste 400 fl. Die Wiesen sind zweimähdig und können theilweise bewässert werden; sie erzeugen gutes Futter, das zum Theil nach Außen verkauft wird. Eine gegenwärtig bewaldete Halde in der Nähe der Bärenklinge wird „im Wengertsberg“ (Weingartenberg) genannt, was auf früheren Weinbau schließen läßt. Wegen der rauhen Winde und der häufigen Frühlingsfröste geräth das Obst selten, die Obstzucht ist daher unbedeutend und beschränkt sich nur auf die gewöhnlichen Mostsorten, die übrigens nicht einmal das örtliche Bedürfniß befriedigen. Baumschulen sind zwei vorhanden. Etwa 1000 Morgen größtentheils gut bestockte Waldungen, von denen in neuerer Zeit auch ein Theil mit Nadelholz kultivirt wurde, sind Eigenthum der Gemeinde und liefern einen jährlichen Ertrag von 150 Klaftern und 6–7000 Stück Wellen. Hiervon erhält jeder Bürger jährlich 1/2 Klafter Holz und 75 Stück Wellen; der Rest wird um 6–700 fl. verkauft. Die Allmandweide ist 1849 aufgehoben und an die Bürgerschaft zum Anbau vertheilt worden. Die namhafte Rindviehzucht beschäftigt sich mit einer guten, durch Simmenthaler Kreuzung veredelten Landrace. Es kommt ziemlich viel Vieh zum Verkauf nach Außen. Seit 1849 ist die Schafzucht aufgehoben. Was die Schweinezucht betrifft, so werden 1 Eber und 8 Mutterschweine gehalten; Ferkel und gemästete Schweine kommen zum Verkauf. Die Gewerbe dienen meist dem örtlichen Bedürfniß mit Ausnahme einiger Seiler, die ihre sehr gesuchten Waaren nach Stuttgart, Reutlingen, Tübingen etc. absetzen und mehrere Zeuglesweber, welche nach Böblingen und Plieningen arbeiten. Ein Damastweber verfertigt schöne Arbeit auf Bestellung. Am östlichen Ende des Orts stehen 2 Mühlen jede mit 2 Mahlgängen, außer diesen befinden sich noch 4 Schildwirthschaften, worunter eine mit Brauerei, sowie eine


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen138.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)