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136 Ortsbeschreibung.


Pfarrkirche hat viel Ansprechendes und gehört zu den gefälligsten des Bezirks. Die Grundform des Schiffs bildet ein länglichtes Viereck, an das sich gegen Osten, ein namhaft schmäleres, – mit einem halben Sechseck endendes Chor anschließt. An letzteren sind zwischen 6 Strebepfeilern 5 hohe spitzbogige Fenster angebracht, die in den Bogenfeldern geschmackvolle, gothische Füllungen haben. Das Schiff mit seinen unverzierten glatten Wänden hat ebenfalls gothisch gefüllte Fenster und spitzbogige Eingänge. Im Innern ist die Kirche hell und geräumig; das Chor mit seinem schön zusammengesetzten Netzgewölbe, an welchem die ehemalige Malerei unter der, der ganzen Kirche gewordenen weißen Tünchung, noch durchschimmert, hat eine wirklich schöne Construktion. An den 6 oberen Kreuzungspunkten der Gurten befinden sich Schlußsteine, auf denen in der Richtung von Westen nach Osten folgende Figuren ausgehauen sind: 1) der Schutzpatron der Kirche, der heilige Fridolin, 2) die heilige Margaretha, 3) der heilige Antonius, 4) die heilige Catharina mit dem Rade, 5) der heilige Benedictus, 6) Maria mit dem Christuskinde und 7) ein Engel, der einen Schild hält, auf dem ein Steinmetzzeichen eingehauen ist. In einem der Chorfenster befinden sich drei sehr gute Glasmalereien; das eine 2 Fuß 5 Zoll hohe stellt den heiligen Benedictus in ganzer Figur dar, diesem zu beiden Seiten ist je ein rundes, etwa 1 Fuß im Durchmesser haltendes Glasgemälde angebracht, das eine die Kreuzigung, das andere die Anbetung Christi vorstellend. An den beiden Langseiten des Chors stehen alte gut geschnittene Chorstühle. Leider sind alle diese Sehenswürdigkeiten durch die Orgel, welche störend in das Chor eingebaut wurde, verdeckt und verfinstert. An der Orgel hängt ein gut geschnittenes Holzbild des Gekreuzigten, das 1681 in die Kirche gestiftet wurde; bei der Renovation der Kirche erhielt dasselbe durch einen Ortsschreiner einen geschmacklosen Anstrich, wodurch es sehr verloren hat. Im Schiff der Kirche befindet sich, außer einigen Grabdenkmalen aus dem 16. Jahrhundert und der im gothischen Geschmack aus grobkörnigem Sandstein schön gearbeiteten Kanzel, nichts Interessantes. In der Sacristei ist eine hölzerne Statue des heiligen Fridolin aufbewahrt. Der viereckige Thurm mit 6 Fuß dicken Mauern, ein monströses, schmuckloses Bauwesen, das nur schußschartenartige Lichtöffnungen und an der Südseite 20 Fuß über der Erdfläche einen Eingang hat, trägt ein später aufgesetztes, gelb angestrichenes Stockwerk, das Glockenhaus, mit einem an beiden Giebeln abgestutzten Satteldach, das mit dem übrigen Bauwesen auf das Unangenehmste contrastirt. Der Thurm hatte nie einen steinernen Einbau, sondern nur an den


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen136.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)