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5. Dagersheim. 135


Etwa 1/8 Stunde südöstlich vom Ort befindet sich eine 3/8 Morgen große Wiese, die in alten Güterbüchern unter dem Namen „Breitensteinle“ vorkommt, hier soll nach der Volkssage die Burg der Herren von Breitenstein, von denen auch der Ort seinen Namen erhielt, gestanden haben. Man kam dort schon auf Mauerreste und ein jetzt noch lebender Mann hat vor ungefähr 50 Jahren behauene Steine ausgegraben, die von einem ehemaligen Thor zu seyn schienen, auch findet man noch Spuren einer Dohle, die auf einen verfallenen Keller schließen lassen.

Breitenstein war ein Ort der Pfalzgrafschaft Tübingen und seine Herren waren Lehensträger der Pfalzgrafen, sie bildeten einen Zweig des Geschlechts der Herren von Gerlingen, mit welchen sie das gleiche Wappen führten (s. Altdorf). Rudolphus de lato Lapide erscheint 1087, 1088; Werner von Breitenstein war 1266 April 4. Zeuge Pfalzgraf Rudolphs von Tübingen; 1339 kommen vor: Rudolph und Rüdiger, später: Hans der Vogt von Breitenstein (1358), dessen Söhne Reinhard, Conrad Reinhard und Hans Reinhard hießen.

Das Kloster Bebenhausen, welchem der Ort zuletzt gehörte, und mit welchem er an Württemberg gelangte, machte hier Hauptkäufe in den Jahren 1358–1387 von den Herren von Breitenstein, auch von Wolf von Thailfingen; es verlieh Höfe in den Jahren 1402, 1403, 1412 etc.


5. Dagersheim,

evangelisches Pfarrdorf mit 1184 Einwohnern, worunter 11 der Pfarrei Dätzingen zugetheilte Katholiken. Eine Stunde westlich von der Oberamtsstadt an der Landstraße von Stuttgart nach Calw liegt zu beiden Seiten der Schwippe ziemlich uneben der meist aus alten unregelmäßig gebauten Häusern bestehende minder schöne Ort. Die Straßen sind enge, übrigens gut im Stande; und gesundes Trinkwasser, welches aber nur aus Pump- und Ziehbrunnen gewonnen wird, ist hinreichend vorhanden. Da das Schwippethal hier noch nicht so tief eingeschnitten ist, daß die Thalwände dem Ort den nöthigen Schutz gegen rauhe Winde gewähren könnten, und zudem sich das Thal gegen Nordosten öffnet, so ist die Luft etwas rauh und wegen der Nähe der moorigen Thalgründe häufig feucht und nebelig. Die Nächte sind daher auch im Sommer kühl und Frühlingsfröste häufig. Von Hagelschlag wurde die Gemeinde seit 1811 mit unbedeutenden Ausnahmen nicht mehr heimgesucht. Die beinahe mitten im Ort gelegene, in einfachem germanischen (gothischen) Style gehaltene


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen135.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)