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124 Ortsbeschreibung.


Die nicht unbedeutende Rindviehzucht ist in gutem Zustande und wird durch Kreuzung mit Schweizerfarren immer noch verbessert. Mit Mastvieh wird nach Baden Handel getrieben. Minder bedeutend und im Abnehmen begriffen ist die Schafzucht; die Winterung wie der Absatz der Wolle geschieht im Ort. Die Schweinezucht ist gering, dagegen die Mastung von einigem Belang. Ziegen werden von Unbemittelten der Milch wegen gehalten. Was die Gewerbe betrifft, so befinden sich, wie schon oben bemerkt wurde, in und außerhalb des Orts 5 Mühlen, unter denen 3 mit Hanfreiben, ferner eine bedeutende Bierbrauerei von Wagner und eine mechanische Wollenspinnerei. Die Tuchmacherei wird vorzugsweise von Lucas Felder und von der Familie Maurer betrieben. Die übrigen Gewerbe dienen meist nur dem örtlichen Bedürfniß; als Nebengewerbe sind Handspinnerei und Korbflechten zu nennen. Im Ort bestehen 5 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Brauerei, 1 Handlung und 3 Krämer. Vicinalstraßen gehen nach Dagersheim, Ehningen, Gärtringen, Deufringen und Schaffhausen, die Aidlingen nicht bloß mit diesen Orten, sondern auch mit Böblingen, Herrenberg, Calw und Weil der Stadt in Verbindung setzen und dem Ort vielseitigen Verkehr bringen, der hauptsächlich durch die hier befindlichen Mühlen, welche für die ganze Umgegend arbeiten, belebt wird. Auf der Markung befinden sich eine steinerne und zwei hölzerne Brücken.

Das Gemeindevermögen besteht, außer den Einnahmen aus Weide und Wald, noch aus 2000 fl. Capitalien.

Die kirchliche Stiftung ist bedeutend und hat ein jährliches Einkommen von 13–1400 fl. Der große Zehente auf hiesiger Markung stand früher der Tübingischen Stiftungspflege Sindelfingen und der Kellerei Böblingen je zur Hälfte zu. Gegenwärtig ist an beider Stelle der Staat getreten, welcher auch den kleinen Zehenten von der Pfarrei übernommen hat. Der Heuzehente wurde 1846 abgelöst. Grundzinse und Fruchtgülten bezieht neben dem Staat noch die Stiftungspflege Aidlingen.

Als Naturmerkwürdigkeit ist anzuführen, daß man auf dem südlich von Aidlingen gelegenen sogenannten Vogelheerd noch vor 50 Jahren nur die Spitze des Kirchthurms von Holzgerlingen sah, während gegenwärtig über die Hälfte des Thurmes sichtbar ist.

Aidlingen kommt in Urkunden schon sehr frühe vor (s. unten), allein abgesehen hievon, haben sich hier noch Überreste aus der Vorzeit erhalten, die nachweisen, daß diese Gegend schon in den frühesten Zeiten bewohnt war. Eine römische Heerstraße (Hochsträß) von Ostelsheim herkommend, führt durch den Ort und überschreitet hier das Aidthal (s. den allg. Theil). Ferner haben sich


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen124.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)