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2. Aidlingen. 123


drei Mahlmühlen. Eine weitere Mahlmühle liegt unterhalb des Orts und die Furthmühle etwa 1/8 Stunde von dieser unweit des Einflusses der Aid in die Würm. Sämmtliche Mühlen haben je 3 Mahlgänge nebst 1 Gerbegang und sind das ganze Jahr hindurch mit Wasser versehen. Die nicht sehr bemittelten Einwohner erfreuen sich einer dauerhaften Gesundheit; sie sind im Allgemeinen gesellig, gutmüthig und zeichnen sich durch fleißigen und umsichtigen Betrieb sowohl in Gewerben als in der Landwirthschaft aus. Ihre Hauptnahrungsquelle besteht im Feldbau, der übrigens wegen des steinigen Bodens sehr beschwerlich ist. Zur Bodenverbesserung bedient man sich, außer des gewöhnlichen Düngers, häufig der Jauche und zuweilen des Gypses. Wegen des steinigen Bodens und der meist unebenen, zum Theil sehr abhängigen Lage der Felder haben die neuen Pflüge noch keinen Eingang gefunden und der gewöhnliche deutsche Pflug wird immer noch für den passendsten gehalten. Im System der Dreifelderwirthschaft werden die gewöhnlichen Getreidearten, Dinkel, Hafer, Gerste und Roggen gebaut, welche trotz der mit Muschelkalksteinen überdeckten Felder doch im Ganzen gut gedeihen und reichlichen Ertrag liefern. Auf den Morgen ist die Aussaat an Dinkel 7 Simri, an Hafer 4 Simri, an Gerste 2 Simri, an Roggen 3 Simri und der durchschnittliche Ertrag 7–8 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer, 4–5 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Roggen. In der Brache pflanzt man Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Wicken, Bohnen, Rüben, Hanf, weniger Klee und Esparsette. Dinkel und Kartoffeln werden nach Außen verkauft. Hopfen wird immer mehr mit gutem Erfolg gebaut und von den Brauereien im Ort selbst oder in der Umgegend verbraucht. Der höchste Preis eines Morgens Acker ist 800 fl., der mittlere 400 fl. und der geringste 50 fl. Die zweimähdigen, zum Theil auch dreimähdigen Wiesen sind sehr ergiebig, liefern aber nur mittelmäßiges Futter, das im Ort selbst verbraucht wird. Der höchste Preis einer Wiese beträgt pr. Morgen 900 fl., der mittlere 700 fl. und der geringste 500 fl. An einem südlichen Abhange, der Weinberg genannt, wurde früher Weinbau getrieben. Für die Obstzucht ist der Boden wegen des felsigen Untergrundes weniger geeignet, demungeachtet befindet sie sich eher im Zu- als im Abnehmen. Baumschulen sind zwei vorhanden. Die Gemeinde besitzt etwa 1300 Morgen meist gut bestockte Laub- und Nadel-Waldungen, die im Durchschnitt jährlich 250 Klafter und 10.000 Stück Wellen abwerfen. Hievon erhält jeder Bürger 1/2 Klafter und 25 Stück Wellen, der Rest wird um etwa 1500 fl. verkauft. Die Weiden sind gesund, aber nicht besonders nahrhaft, sie werden nur mit einheimischen Schafen beschlagen und werfen ein jährliches Pachtgeld von etwa 650 fl. ab.


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen123.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)