Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
2. Aidlingen. 121


gekommen. Dem hiesigen Diaconat, welches schon 1555 bestund (Binder 878), war vom Jahre 1809 bis 1838 Mauren als Filial zugetheilt (s. Mauren).

In Böblingen fand Herzog Christoph im Jahre 1558 eine Kirchenliste und nahm hievon Anlaß Befehl zu ertheilen, daß dergleichen Kirchenbücher bei allen Pfarreien eingeführt werden sollten. (Das Buch, welches der Herzog sah, hat sich übrigens nicht erhalten, die in Böblingen vorhandene Kirchenliste reicht nicht über 1558 hinauf.)

Die Reihe der hiesigen Präceptoren beginnt mit dem Jahre 1554; die Collaboratur ist im Jahre 1700 errichtet worden. (Binder 879.)


2. Aidlingen

ein 21/4 Stunden westlich von Böblingen gelegenes Pfarrdorf mit 1636 evangelischen und 55 katholischen Einwohnern. Der ansehnliche, ziemlich regelmäßig gebaute Ort hat eine angenehme Lage in dem freundlichen, wiesenreichen Aidthale; allein da das Thal von Westen gegen Osten zieht und die Thalwände gegen Süden bedeutend höher sind als gegen Norden, so ist die Luft etwas feucht und kalt; dessenungeachtet sind Frühlingsfröste nicht häufig und die Ernte tritt einige Tage früher als in den meisten Nachbarorten ein. Gutes Trinkwasser, das jedoch nur aus Pump- und Zieh-Brunnen gewonnen wird, ist in hinreichender Menge vorhanden, überdieß fließt noch die fleißige Aid, welche sowohl im Ort als außerhalb desselben manches Rad in Bewegung setzt, der Länge nach durch das Dorf. Die im Durchschnitt gut aussehenden Häuser sind einfach aus Holz gebaut und häufig mit steinernem Unterstock versehen. Eine besondere Zierde ist die am östlichen Ende des Orts gelegene, im frühgermanischen (gothischen) Style erbaute Pfarrkirche mit ihrem hohen massiven Thurme. Sowohl das Schiff als das mit einem halben Sechseck schließende und mit Strebepfeilern versehene Chor haben spitzbogige, gothisch gefüllte Fenster. Im Innern ist die Kirche ziemlich hell, übrigens für die stark zunehmende Gemeinde nicht geräumig genug; die flach getäfelte, mit gothisch geschnittenen Leisten versehene Decke hat eine blaue Tünchung, an der goldene Sterne und eine goldene Sonne gemalt sind; sie stimmt noch ganz mit der Bauweise der Kirche überein und ist ohne Zweifel so alt als diese. Der ebenfalls gothisch gehaltene Taufstein trägt die Jahreszahl 1471, ohne Zweifel das Erbauungsjahr der gegenwärtigen Kirche. – An


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen121.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)