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1. Böblingen. 103


Kirche zwischen dem Oberamtsgebäude und dem Criminalgefängniß; er war früher ein Nebengebäude des Schlosses. In der Pfarrgasse steht die ebenfalls massiv gebaute Zehentscheuer. Das Criminalgefängniß in der Nähe der Schule wurde 1822 erbaut.

Von ansehnlichen, wohlgebauten Privatgebäuden haben wir besonders zu nennen: das Postamtsgebäude und das Postwirthschaftsgebäude, beide am Fuß des Schloßbergs gelegen, die Dinkelacker’sche Bierbrauerei, das Kaufmann Stahl’sche, das Kaufmann Kaiser’sche Haus und das in der untern Vorstadt gelegene Gasthaus zum Bären, welches früher den Grafen von Württemberg gehörte und rings mit einem Wassergraben umgeben war. In diesem sogenannten Grafenhaus hielten sich die Grafen und Herzoge häufig auf, da sie wegen der Nähe der Seen hier viele Gelegenheit fanden, sich mit Fischfang und Wasserjagd zu belustigen. Im Jahre 1568 wurde es an Privaten verkauft und erst 1814 ließ Bärenwirth Mayer das an der Vorderseite angebrachte württembergische Wappen wegnehmen. Ehemals bestand auch ein Beguinenkloster, welches Herzog Christoph im Jahre 1554 der Stadt, weil diese kein besonderes Haus zur Unterhaltung der Armen hatte, zu einem Seelhaus übergab; dasselbe lag im sogenannten Spittel (Spital) am südöstlichen Ende der inneren Stadt. Ein weiteres Kloster soll das auf dem Markt stehende, gegenwärtig dem Nadler Koch gehörige Haus gewesen seyn. Das Spannagel’sche Haus, welches an der Ecke der Marktgasse und des Marktplatzes steht, ist das alte Amthaus; das ehemalige Jagd- und Forst-Haus in der Marktgasse, welches früher die Oberforstmeister, später die Dekane bewohnten, ist gegenwärtig im Besitz des Kinderspielwaarenfabrikanten Auberlen. Die nördlich an der Försterwohnung stehende Scheune war früher die Ortskelter. Südlich von der Stadt, in einer Entfernung von einigen 100 Schritten, liegt auf dem Spielberg die Kleemeisterei.

Die, vielen Verkehr bringende Stuttgart–Calwer Landstraße, von der außerhalb des Orts die Landstraße nach Herrenberg und Freudenstadt abgeht, führt nur durch die Vorstädte, wie überhaupt durch die eigentliche Stadt (alte Stadt) keine Hauptstraße geht. Im Jahre 1845/46 wurde ihr zwischen Böblingen und Vaihingen eine zweckmäßigere Richtung gegeben und die frühere, schon in der Stadt an dem sogenannten Käppele steil ansteigende und in ihrem weiteren Zug unebene Landstraße verlassen, dagegen die neue mit geringem Gefäll angelegt ist. Ferner gehen Vicinalstraßen über Holzgerlingen nach Tübingen, über Schönaich nach Waldenbuch und eine nach Sindelfingen; minder gut chaussirte Straßen führen nach Musberg und Mauren.


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen103.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)