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102 Ortsbeschreibung.


der Vorstadt 1835 angelegt und den 25. März 1836 die erste Leiche dahin beerdigt worden. Zunächst der Pfarrkirche steht noch ein Flügel des alten Schlosses, das früher aus 2 einander gegenüber stehenden Flügeln bestand, die an der Ostseite mit einer Mauer, durch welche der Eingang in den Schloßhof führte und über die ein Gang lief, verbunden waren. An der Westseite waren die Schloßflügel durch ein querstehendes Gebäude, durch welches ebenfalls ein Thor zum Schloßhof führte, in Verbindung gesetzt. Im Jahre 1818 erkaufte die Stadtgemeinde von dem Staat die beiden Schloßgebäude um 10,800 fl. und ließ sie zu Schulen und Lehrerwohnungen einrichten; 1840 wurde der nördlich gelegene Flügel abgebrochen und an dessen Stelle ein neues, gut eingerichtetes Schulgebäude mit einem Aufwande von 13,000 fl. erbaut, so daß von dem ehemaligen stattlichen Schloß nur noch der massiv gebaute südliche Flügel übrig geblieben ist, der übrigens nichts merkwürdiges und sehenswerthes mehr enthält. [1] In diesem ehemaligen Schloßgebäude sind nun die Wohnungen des Präceptors, des Reallehrers, eines Schulmeisters und die deutsche Knabenschule eingerichtet; im neuen Schulgebäude befindet sich die lateinische Schule, die Elementarschule, die Realschule, die Mädchenschule und die Wohnung des Mädchenschulmeisters.

Das auf dem Marktplatz stehende, 1832 mit einem Gemeindeaufwand von 33,000 fl. erbaute ansehnliche Rathhaus hat einen steinernen Unterstock, 2 hölzerne Stockwerke und auf dem Dach ein Thürmchen mit Glocke und Uhr, im Rathhaussaal hängt das gut getroffene, lebensgroße Bild Sr. Majestät des Königs, welches die Kaufmannsinnung 1841 dahin stiftete.

Von den dem Staat gehörigen öffentlichen Gebäuden sind anzuführen: das am Schloßberg gelegene, gut eingerichtete Oberamtsgerichtsgebäude, welches 1825 von der Amtscorporation neu erbaut und dieser um 8000 fl. abgekauft wurde, – die Oberamtei, ein altes, übrigens sehr geräumiges, gut erhaltenes Gebäude, in der Nähe der Kirche auf dem Marktplatz und die stattliche, dreistockige Wohnung der Ortsgeistlichen, das Dekanat- und Diakon-Haus, 1841 an der Straße, die zum Schloß führt (Schloßberg), neu erbaut. In der Vorstadt befindet sich die Wohnung des Revierförsters, ein zweistockiges Gebäude mit Zwerghaus. Der herrschaftliche massiv gebaute Fruchtkasten, in welchem zugleich die Landjägerwohnung eingerichtet ist, liegt nördlich der


  1. Bei der Erwerbung des Schlosses soll auch die schön eingelegte, mit Schnitzwerk versehene Himmelbettlade des Herzogs Christoph mit in den Kauf gekommen seyn, welche dann von der Gemeinde einem Schreinermeister um 48 kr. überlassen wurde (!)
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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen102.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)