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88 VII. 3. Besondere Schicksale.


Bundes ward böblingischer Statthalter Treusch Butlar, der so genannte „lange Heß“, welcher die Bürger hart bedrückte. Als im Jahr 1521 Kaiser Karl V. das Herzogthum Württemberg vom schwäbischen Bunde kaufte, zahlten Stadt und Amt Böblingen hiezu 1250 fl. (Gabelk.) – Im Jahr 1525 eroberte der vertriebene Herzog mit Schweizer Hülfe wieder einen Theil seines Landes auf kurze Zeit; da hielt er am 6. bis 9. März Rasttage in Sindelfingen (Hans Stockar's von Schaffhausen Tagebuch. Schaffhausen 1839. S. 129), während auch Böblingen nebst Leonberg ihm zufiel und zur Wiedereinnahme des Landes behülflich seyn wollte. Aber schon in der Mitte des Märzmonates mußte der Herzog wieder landesflüchtig werden: ihren Abzug von Sindelfingen hielten die Schweizer bereits am 13. genannten Monats.

Nur wenige Tage war Waffenruhe in diesen Gegenden, als durch den Bauernkrieg eine noch weit heftigere Kriegsflamme aufloderte. Bei Dagersheim war im März 1525 das Fußvolk der Städter gelagert, welches zwar ungerne und nicht vollständig sich gegen die Bauern erhob. Der eigentliche Kampf mit den Bauern erfolgte in diesem Bezirk im Anfang Mais; gerade Sindelfingen war es, wohin am 10. Mai die Bauern sich zogen, wo sie ihren Anführer Matern Feurbacher verhafteten und den Ritter Bernhard Schenk von Winterstetten an seine Stelle setzten. Indeß war Truchseß Georg von Waldburg hieher gezogen; am 12. Mai rückte er mit seinem, auf 20.000 Mann (wohl übertrieben) geschätzten Heere aus den Lagern, welche zuletzt bei Weil im Schönbuch gestanden hatten, den Bauern entgegen über Mauren bis in die Nahe von Böblingen; die Vorhut bildete die Reiterei unter Heinrich Butlar, die Hauptmacht der Bauern, deren Zahl wohl mit Übertreibung auf 25.000 angegeben wird, stand in Schlachtordnung auf der Höhe zwischen Böblingen (worauf ihr linker Flügel sich stützte und auf dessen Schlosse sie ihr Geschütz aufgestellt hatten) und Sindelfingen; ihre Stellung war durch einen Wald und durch ein Moor gedeckt. Nach anfänglichem Verlust erzwang der Truchseß die Öffnung des Böblinger Thores und die Einräumung des Schlosses, von welchem aus mit größtem Erfolg die Bauern beschossen wurden, bis die hinter dem Galgenberge aufgestellte Reiterei, von den Bauern „der Bauerntod“ genannt, und das leichte Geschütz anrückten und den weitern, vollständigen Sieg anbahnten. Von zehn Uhr Vormittags bis zwei Uhr Nachmittags dauerte die mörderische Schlacht, in welcher der Verlust der Bauern auf ungefähr 3000 Mann geschätzt wurde. Sie fielen meistens in dem Thale „Marterthal“, welches hievon seinen Namen führen soll. Noch am


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen088.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)