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VII. 1. Politischer Zustand. 83


Wilhelm. Der letztere erscheint im Jahr 1243, wie bereits bemerkt, angesessen in Böblingen, welches jedoch noch nicht in seinem Titel vorkommt; er ist Vater zweier sich auch von Asperg schreibender Tübinger Grafen, Rudolf IV. und Ulrich. Rudolfs IV. Sohn war Gotfried, der erste, welcher von gleichzeitigen Schriftstellern wie dem Sindelfinger Chronisten „von Böblingen“ genannt wird, während er sich selbst noch immer Graf von Tübingen benennt. Dieser, ein wilder Charakter, welcher am 26. Mai 1276 seinen Oheim Graf Ulrich von Tübingen-Asperg, dessen Mündel er war, von Böblingen und von der Vormundschaft überhaupt gewaltsam verjagte, lag, zum Theil von Graf Eberhard von Württemberg unterstützt, in längerer Fehde mit den Grafen von Hohenberg, ja dem deutschen Könige Rudolph selbst (1287 – 1291); er brachte Veste und Stadt Tübingen, welche er mit seinem Vetter, Pfalzgraf Eberhard dem Scherer gemeinschaftlich besessen, ganz an sich und vererbte – ungeachtet seiner Überschuldung, welche eine nach acht Monaten wieder eingelöste Veräußerung von Böblingen zur Folge hatte, – Böblingen so wie Tübingen noch auf Söhne und Enkel. Söhne, von seiner Gemahlin Elisabeth geb. Gräfin von Fürstenberg, hatte er fünf: Wilhelm † vor dem 22. Juni 1327, Heinrich † Dec. 1336 (in Böblingen beerdigt s. B.), Gotfried, Hugo, Ego (diese drei sind geistlich geworden) und eine Tochter Agnes, durch welche letztere Sindelfingen an ihren Gemahl Ulrich von Rechberg gelangte. Nur Wilhelm pflanzte mit seiner Gemahlin Heilwig, geb. Gräfin von Eberstein, den Mannsstamm fort. Seine Söhne waren Gotfried und Wilhelm; Gotfried verkaufte den 29. November 1357 Böblingen nebst Dagersheim und Darmsheim an die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg (s. das Nähere bei Böblingen). Nicht lange nach diesem Verkaufe, welchen die Böblinger Linie machte, verschwindet noch im vierzehnten Jahrhundert, mit dem Aussterben der Herrenberger Linie, sämmtlicher Besitz der Pfalzgrafen in der Gegend ihrer Heimath. Konrad, der Sohn Gotfrieds, des Verkäufers von Böblingen, zog nach Lichteneck (bei Freiburg im Breisgau), dessen Besitz er durch seine Gemahlin Anna, Tochter Hessos von Usenberg erhielt; sein Mannsstamm, welcher wenig Ruhm mehr in der Geschichte erntete, erlosch erst im Jahr 1631 September 16. mit Georg Eberhard, welcher unverehlicht verschied.

Unbedeutend war der Besitz, welchen andere Grafenfamilien in diesem Bezirk hatten, wie die Grafen von Hohenberg zu Altdorf, Dätzingen, Holzgerlingen. Unter den Grafen von Urach-Fürstenberg stund in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts der Ortsadel von Dätzingen im Ministerialenverhältnisse


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen083.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)