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82 VII. 1. Politischer Zustand.


Hohenstaufen gelangt seyn. Waren ja auch die Fildergegenden ein Theil des Comitats der Calwer Grafen, welches als Lehen an die Pfalzgrafen von Tübingen gelangte, jedenfalls trugen die letzteren die Fildergrafschaft schon von Welf VI. († 1191) zu Lehen und letzterer war ohne Zweifel in diesen Besitz als unmittelbarer Erbe der Calwer Grafen gekommen, da er mit Uta, Erbtochter Pfalzgraf Gotfrieds von Calw verehlicht war. Man glaubt zwar, daß erst durch eine weit jüngere calwische Erbtochter, welche Graf Rudolph IV. von Tübingen heirathete, um 1263 der calwische Besitz im hiesigen Bezirk an die Tübinger Pfalzgrafen gelangt sey; allein schon im Jahre 1243 erscheint Graf Wilhelm von Tübingen in Böblingen angesessen[1] und in demselben Jahre war bereits Pfalzgraf Rudolph von Tübingen Sindelfinger Schirmvogt. Sonach ist dieser Besitz wohl von genanntem Welf VI., welcher keine Kinder hinterließ, – entweder unmittelbar oder mittelbar über das hohenstaufische Königshaus – an die Tübinger Pfalzgrafen gekommen. (Vergl. Haug zu Chron. Sindelf. S. 43, Stälin Wirt. Gesch. 2, 242. 375.)

Eine ansehnliche Herrschaft wurde durch den Besitz des Reichslehens, des Schönbuchswaldes vermittelt. Die in diesem Walde gelegenen Orte mochten ursprünglich ganz dem Reiche zur Verfügung stehen; wenigstens verschenkte Kaiser Heinrich II. im Jahr 1007 den Ort Holzgerlingen in der Grafschaft Graf Hugos (von Tübingen) gelegen an das Hochstift Bamberg. Näher tritt indeß der Schönbuch erst dann ins Licht, als der Tübingische Besitz an den meisten Orten desselben schon ziemlich consolidirt war.

Da die Pfalzgrafen von Tübingen die größte Bedeutung für diese Gegend haben, namentlich im dreizehnten Jahrhundert bis ins vierzehnte herunter Böblingen, Aidlingen, Dagersheim, Darmsheim, Döffingen, Ehningen, Holzgerlingen, Magstadt, Maichingen und mehrere, von ihnen oder ihren Lehensträgern an Kloster Bebenhausen gekommenen Orte (s. unten) besaßen, so mag eine kurze Geschichte derjenigen Linie derselben, welche nach dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts auf die Burg Böblingen und zugehörende Orte abgetheilt wurde und welche – mit Ausnahme der Montforter Abzweigung – alle übrigen Tübinger Linien lange Zeit überlebte, hier eine Stelle finden.

Gegen die Mitte des genannten Jahrhunderts blühten im pfalzgräflich tübingischen Hause drei Brüder, Hugo, Rudolf und


  1. Er urkundet wenigstens daselbst am 13. August 1243 (überläßt damals das Kloster Marchthal an den Bischof von Constanz) und 1252 (stellt dem Kloster Reichenbach eine Urkunde aus. Kuen Coll. 2, 71) und hat nach Allem damals nicht bloß einen vorübergehenden Sitz hier gehabt.
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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen082.png&oldid=- (Version vom 5.11.2019)