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64 V. 3. Wirthschaft.


von Döffingen das benöthigte Wellbaumholz gegen Entrichtung eines festen, niedrigen Preises aus den Gemeindewaldungen anzusprechen.

Die übrigen Waldservituten sind theils schon abgelöst, wie dieß bei Dagersheim und Darmsheim während der letzten zwei Jahre geschah, theils wird die Ablösung derselben eifrig betrieben.

Die Waldfrevel, welche früher so häufig waren, haben in neuerer Zeit sehr abgenommen und sogar die wegen Holzdiebstahls und namentlich wegen unerlaubten Besenreisschneidens berüchtigten Gemeinden Musberg und Steinenbronn, welche für die Waldungen des Bezirks immer gefährliche Angrenzer waren, sind von diesem verderblichen Treiben ziemlich abgekommen. Dagegen hat der Handel mit sogenanntem Kleinholz in den Nachbarorten Vaihingen, Kaltenthal und theilweise Rohr und Musberg so sehr zugenommen, daß das Gesetz zum Schutze des Waldeigenthums in neuester Zeit in dem an den Bezirk grenzenden Amtsoberamt Stuttgart verkündet werden mußte. Die Holgewinnung außerhalb der Waldungen beschränkt sich auf das dürre Holz von den Obstbäumen, besonders aber auf die an den Bächen und Flüssen gepflanzten Weiden und Erlen, welche zum Theil einen erheblichen Ertrag liefern. Auf den Torfstichen bei Böblingen und Sindelfingen werden im Durchschnitt jährlich 1.600.000 Stücke gewonnen, die ein Surrogat für ungefähr 350–360 Klafter Holz abgeben.

g) Weidewirthschaft. Das Areal der Weiden beträgt nach der Landesvermessung 18705/8 Morgen 10,8 Ruthen, von welchen den Körperschaften 1787 Morgen 27,4 Ruthen also 96 % und 453/8 Morgen 19,1 Ruthen den Grundherren gehören, Sie sind gesund und werden mit Ausnahme der Gemeinden, welche die Weiden nicht mehr verpachten, nur mit Schafen befahren. Übrigens vermindern sich die Weideflächen immer mehr, da sie als Allmandtheile an die Gemeindemitglieder abgegeben und größtentheils zum Anbau der Kartoffeln benützt werden. Waldweide findet keine statt.

c. Viehzucht.

Pferdezucht. Die Pferdehaltung ist nicht sehr bedeutend und eine eigentliche Zucht gar nicht vorhanden, indem keine Zuchthengste gehalten werden und sowohl Fohlenweiden, als Fohlentummelplätze fehlen. Nur einzelne Fohlen werden gezüchtet, die meisten aber 1–2jährig auswärts aufgekauft und nachgezogen, wobei man hauptsächlich auf eine mittlere dauerhafte Landrace Rücksicht nimmt.

Der Pferdehandel wird hauptsächlich in Magstadt betrieben.


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)