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Schranks sind noch Spuren von zwei gemalten Figuren sichtbar und auf der nun verschwundenen Thüre stand folgende, von dem Kaplan Michel Epp verfaßte Inschrift:

En cubat insigni celebris virguncula tumba
Regiswindis in hac martyr et eximia.
Quam fera primaevo nutrix in flore juventae
Insontem oppressit acta furore gravi.
Urna per aeternurn summo dilecta Tonanti
Ossa verenda tenet, spiritus astra colit.

Die Sacristei hat sehr schmale, hohe Fenster, welche sich dem Übergang von dem romanischen in den germanischen Baustyl nähern; ihre Decke besteht aus einem doppelten Kreuzgewölbe, dessen Schlußsteine Rosetten darstellen.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege.

Etwa 10 Schritte südlich von der Kirche steht die Reginswindis-Kapelle, ein einfaches, massives Gebäude (siehe nebenstehendes Bild), das ursprünglich ein Viereck bildete, dessen Seiten je 17′ 5″ lang waren; über dem Bau erhebt sich ein aus Quadern schön construirtes, achtseitiges Zeltdach mit einem einfachen steinernen Kreuz auf der Spitze. Chorbogen und Fenster sind einfach spitz. Das Gebäude trägt das entschiedene Gepräge frühen germanischen Styles. Das fünfseitige, kappenförmig gewölbte Chor, das an die Ostseite sichtlich angebaut ist, mag 100–150 Jahre jünger sein. Das Innere der Kapelle ist verödet und mußte bis zum Jahr 1826 den profansten Zwecken dienen; einzelne unbedeutende Reste von Wandmalereien zeugen noch von der ehemaligen Ausstattung und eine möglichst einfache steinerne Bank nimmt die ganze Breite der Westseite ein. In neuester Zeit wurde ein verstümmeltes, vom Ölberg an der Kirche herrührendes Christusbild, in Übereinstimmung mit der herabgekommenen Kapelle, in der Mitte derselben aufgestellt. Von der ursprünglichen Kapelle führt ein spitzbogiger Triumphbogen, welcher ohne Zweifel an der Stelle eines ehemaligen Fensters eingebrochen wurde, in das Chor, dessen schön aus Backstein ausgeführtes Netzgewölbe täglich den Einsturz droht. Die Gewölbegurten gehen von Consolen aus, welche mit Köpfen und Laubwerk verziert sind. Unter der Kapelle befindet sich eine von Außen (von Westen her) zugängliche Krypta, worin gegenwärtig eine Menge menschlicher Gebeine aufgeschichtet liegen, welche vermuthlich auf dem früheren um die Kirche gelegenen Begräbnißplatz


    es soll aber später an die Stelle des silbernen ein zinnerner gekommen sein (Sattler, Gesch. des Herz. Württ. S. 712).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0260.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)