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von dem Markgrafen Friedrich von Baden mit dem Dorfe Münzesheim (Bad. Amt Bretten) belehnt (Schoepfl. a. a. O.) und hatte 1330 bis 1338 die Reichsvogtei über das Kloster Odenheim und die demselben zugehörigen Dörfer als Pfandschaft von K. Ludwig inne. Im J. 1361 und folg. erscheinen Erkinger Hofwart und darauf dessen Nachkommen als Theilhaber an dem Ganerbiat Neufels (O. A. Oehringen, Württ. Jahrb. 1837, S. 167, Würdtwein, Nov. subs. 7, 369); den 4. Mai 1411 verkaufte Rafan Hofwart von Kirchheim an Württemberg Möttlingen, einen Hof zu Dürrenzimmern und Güter zu Leonbronn (Steinhofer 2, 613). Hans Hofwart von Kirchheim war im J. 1511 unter denen, welche Herzog Ulrich zum Empfang seiner Braut Sabina vorausschickte (Heyd, Ulrich 1, 149).

Gleichwohl war Kirchheim der Hauptsache nach freies Reichsdorf. Da aber die benachbarten Edelleute hier häufig ihre Streitigkeiten ausmachten und in Kirchheim sich deshalb viel Zwietracht erhob, so fürchteten die Einwohner, es möchte ihnen noch größerer Schaden daraus erwachsen, und beschlossen deshalb, sich einen Schirmherrn zu suchen, und unterwarfen sich Württemberg (Reyscher, Statutarrechte 523). Dieß geschah um 1400, wenigstens erscheint im J. 1432 K. in Württ. Besitz (Steinhofer 2, 760). Der Ort kam nun zum Amte Brackenheim, behielt aber ein eigenes Malefizgericht und erhielt später Sitz und Stimme auf den Landtagen und verschiedene Freiheiten, welche ihm Graf Eberhard im J. 1477 bestätigte, als das Amt Brackenheim sie dem Dorfe verkümmern wollte und worüber im J. 1484 dieses Amt auch einen eigenen Revers ausstellte (Reyscher a. a. O. 520, 522). Diese Privilegien Kirchheims wurden, obwohl sich der Schirm nach und nach in „landesfürstliche Hoheit und Obrigkeit“ verwandelte, auch später erneuert und bestätigt (1504, 1523, 1538, 1552, 1582, das letzte Mal den 13. Juli 1798); sie befreiten namentlich von dem Stadt- und Landschaden, von den Landeszehrungen und dergl. Ebenso wurde dem Orte seine Kriminalgerichtsbarkeit (zum Gerichte gehörte auch Hohenstein) mit Einziehung der Frevel bestätigt (1488, 1562, 1567); das Hochgericht stand 1/2 Stunde nordöstlich von dem Orte auf dem sog. Hochfeld.[1]

Einzelne Ankäufe, welche Württemberg im 16. und 17. Jahrhundert hier machte, sind folgende: den 4. August 1574 erkaufte Herzog Ludwig von Bernhard von Liebenstein dessen Güter und Rechte für 840 fl. und 10 Morgen Waldes, am 14. Aug. desselben Jahres hiesige


  1. Bruchstücke aus dem Dorfrechte zu Kirchheim, siehe bei Reyscher a. a. O. 528.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)