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an Württemberg das obere Schloß in Liebenstein mit einem See (2 Morgen haltend, ob Itzingen liegend) und der halben Herrschaft für 50.000 fl. und 230 Ducaten den 4. Sept. 1673; dieser Kauf wurde 1675 bestätigt, aber erst am 14. Juni 1679 völlig in’s Reine gebracht. Philipp Konrad II. aber verkaufte, beziehungsweise vertauschte, seine halbe Herrschaft (wobei das untere Schloß L.) ebenfalls an Württemberg und erhielt dafür 13.000 fl. 230 Ducaten, halb Köngen mit dem kleinen Weidwerk, Gülten in Kirchheim und Ensingen, den 28. Mai 1678.

Die Herrschaft Liebenstein, welche somit an Württemberg kam und dem württembergischen Kammerschreibereigut einverleibt wurde, bestand aus dem Schloß und Städtlein Liebenstein, Kaltenwesten (siehe oben), Ottmarsheim (theilweise Lehen von Württemberg), dem Kloster Itzingen, halb Holzweiler, Gütern und Gefällen in Ilsfeld und Auenstein. Es wurde eine eigene Kammerschreibereibeamtung mit der Benennung Stabskellerei errichtet, welche im Jahr 1807 aufgehoben und mit dem um diese Zeit neu gebildeten Hofcameralamt Lauffen vereinigt wurde. (Über die späteren Änderungen s. oben.)

An der hiesigen Kirche, in welche vor Zeiten der Itzinger Hof eingepfarrt war, stunden bis zur Zeit des dreißigjährigen Krieges eigene Pfarrer, welche zugleich Pfarrer zu Ottmarsheim waren. Daraus wurde Ottmarsheim Pfarrsitz, wohin Liebenstein als Filial gehörte, bis es neuestens nach Kaltenwesten eingepfarrt wurde.

c) Itzingerhof, ein Weiler, 1/2 Stunde südöstlich von Kaltenwesten an einem ganz leichten Abhange gegen das Seebronnen-Thal gelegen. Der nur aus einigen Bauernwohnungen bestehende Ort, welcher ein Filial von Ottmarsheim ist, hatte früher ein Dominikaner-Nonnenkloster, welches Albert von Liebenstein († 1261) nicht lange vor seinem Tode stiftete, ferner eine Kirche mit der Familiengruft der von Liebenstein (s. unten). Die Kirche und das Kloster sind nun beinahe spurlos verschwunden, indem die Überreste derselben im Jahr 1807 von der k. Hofdomänenkammer auf den Abbruch verkauft wurden; von der ersteren ist noch ein vereinzelt stehendes Fragment einer Mauer vorhanden, in der sich ein ruinirtes Fenster aus der Übergangsperiode von dem romanischen in den germanischen Baustyl befindet. Unweit derselben steht ein Theil der ehemaligen Kirchhofmauer mit drei im Renaissancegeschmack gehaltenen, kapellenartigen Nischen, von denen eine das gut in Stein gearbeitete, lebensgroße Standbild Conrads v. Liebenstein enthält, welcher den 4. März 1620 in seinem 54 Lebensjahre starb.

Gutes Trinkwasser liefern zwei Pumpbrunnen und überdieß fließt nahe am Ort ein kleiner Bach vorüber, welcher früher zu einem ansehnlichen See geschwellt wurde, der die Fische für das Kloster beherbergte.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)